Potential von Selbstreflexions- und Selbsteinschätzungsformaten - Rubrics und Portfolioformate im Vergleich.

Hofmann F, Gläser-Zikuda M (2018)


Publication Type: Conference contribution, Abstract of lecture

Publication year: 2018

Event location: Basel

Abstract

Theoretischer Hintergrund

Die Fähigkeit, selbstreguliert zu lernen, gilt als eine Schlüsselkompetenz in Schule, aber auch Hochschule und Weiterbildung (Friedrich & Mandl, 1997). Selbstreguliert Lernende planen eigenständig, welche Ziele sie erreichen möchten, sie wählen geeignete Lernstrategien, um die Lernhandlung durchzuführen, sie überwachen ihren Lernprozess fortwährend, und nach Abschluss der Lernhandlung bewerten sie, inwiefern sie die gesteckten Ziele erreicht haben (Friedrich & Mandl, 1997; Schmitz & Schmidt, 2007; Zimmerman, 2002).

Die Förderung selbstregulierten und selbstbestimmten Lernens sowie vielfältiger Kompetenzen stellt eine zentrale Aufgabe schulischen Unterrichts dar (Deci & Ryan, 2000; Tillmann & Wischer, 2006). Seit geraumer Zeit existieren vielfältige pädagogische Konzepte und Instrumente, die auf unterschiedlichen Ebenen diese Zielsetzungen adressieren. Das Portfolio wird beispielsweise als Bestandteil einer schülerorientierten Lern­umgebung verstanden, die individuelles und selbstreguliertes Lernen anzuregen und zu fördern vermögen (Gläser-Zikuda, 2007; Häcker, 2006). Des Weiteren sammeln sich unter dem Stichwort „formative assessment“ zahlreiche innovative Diagnostikkonzepte, die Informationen für die Unterstützung individueller Lernprozesse sowie die Gestaltung von Lehr-Lernprozessen gewinnen (Black & Wiliam 1998; 2009). Selbsteinschätzungen in unterschiedlichsten Formaten (z.B. Rubrics, Kriterienraster; vgl. Andrade & Wang, 2008) besitzen eine Reihe von positiven Effekten auf metakognitive Prozesse und Motivation (Sadler & Good 2006) sowie Schulleistung (Kingston & Nash 2011; Gläser-Zikuda et al., 2006). Mit Blick auf diese Charakteristika und Funktionen von Selbstreflexions- und Selbsteinschätzungskonzepten bzw. -instrumenten werden in Ausschnitten zwei Interventionsstudien vorgestellt.

Fragestellungen

Die Interventionen beider Studien sahen unter anderem eine Trainingsphase für die Lehrkräfte sowie eine methodisch-didaktische Standardisierung des Unterrichts vor. Beide Studien widmen sich folgenden Forschungsfragen: (1) Welche Effekte auf kognitive und affektive Lernfaktoren und die Kompetenzentwicklung besitzen die Selbstreflexions- und Selbsteinschätzungskonzepte? (2) Worin besteht das besondere Potential dieser Selbstreflexions- und Selbsteinschätzungskonzepte?

 

Methode und Ergebnisse

Interventionsstudie 1 mit Rubrics:

In einer quasi-experimentellen Studie im Deutschunterricht wurden Rubrics eingesetzt, um die Selbsteinschätzung der Schüler/innen anzuregen und die Kompetenzentwicklung zu fördern. Insgesamt nahmen N = 235 Schüler/innen (46.8 % Mädchen) aus neun Klassen der neunten und zehnten Jahrgansstufe einer Realschule teil. Der Untersuchungsablauf sah vor, dass alle Schüler/innen zunächst eine Kurzzusammenfassung zu einem journalistischen Text verfassten. Anschließend wurden die Schüler/innen in eine Treatment- (n = 125) und Kontrollgruppe (n = 110) geteilt. Die Treatmentgruppe führte nun anhand eines Beurteilungsbogens (Rubrics) eine Kompetenz-Selbsteinschätzung durch. Die Kontrollgruppe bearbeitete eine alternative Aufgabe mit Kompetenzbezug. Die Kompetenz der Schüler/innen „Inhalte zusammenfassen“ wurde zu fünf Messzeitpunkten erfasst. Die Ergebnisse basierend auf einer Varianzanalyse mit Messwiederholung deuten auf einen signifikanten Lernzuwachs für alle teilnehmenden Schüler/innen hin; die Selbsteinschätzungen hatten jedoch keinen bedeutsamen Effekt auf die Kompetenzentwicklung (Hofmann, 2017).

Interventionsstudie 2 mit Portfolio:

Im Rahmen einer quasi-experimentellen Interventionsstudie im Physikunterricht an vier Gymnasien wurden daher in einem Treatment- Kontrollgruppenvergleich n = 201 Schüler/innen aus vier Klassen der achten Jahrgangsstufe von vier Lehrer/innen über ein Schulhalbjahr hinweg zum Thema Elektrizität unterrichtet. Zur Ermittlung der postulierten Effekte der Portfolioarbeit hinsichtlich der kognitiven und affektiven Lern- und Leistungsresultate wurden mithilfe standardisierter Instrumente in Prä- Post- und Follow-Up-Erhebungen folgende Variablen erfasst: Selbstregulation, soziale Kompetenzen, Lernmotivation, Lern- und Leistungsemotionen, Problemlösekompetenzen sowie Fachleistungen auf zwei Kompetenzniveaus (orientiert an PISA). In diesem Beitrag werden mit Blick auf das Potential des Portfolios die Ergebnisse zu differentiellen Effekten (Leistungs- und Kompetenzniveau, Gender) referiert, da insbesondere bei den leistungsschwächeren Schüler/innen der Treatmentgruppe positive Effekte hinsichtlich der Kompetenzentwicklung und Lernemotionen belegt werden konnten (Gläser-Zikuda et al., 2011; Hagenauer et al., 2016). Die Wirksamkeit des Portfolio-Ansatzes im Sinne einer selbstregulationsfördernden Lernumgebung ließ sich, wie bereits in einer vorhergehenden Interventionsstudie (Gläser-Zikuda, Lindacher & Fuß, 2006), bestätigen.

Im Rahmen der Präsentation werden Rubrics und Portfolio hinsichtlich ihres Potentials für die Unterstützung von Selbstregulation und Kompetenzentwicklung in zwei Unterrichtsfächern diskutiert und verglichen. 


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How to cite

APA:

Hofmann, F., & Gläser-Zikuda, M. (2018, February). Potential von Selbstreflexions- und Selbsteinschätzungsformaten - Rubrics und Portfolioformate im Vergleich. Paper presentation at GEBF-Tagung "Professionelles Handeln als Herausforderung für die Bildungsforschung, Basel.

MLA:

Hofmann, Florian, and Michaela Gläser-Zikuda. "Potential von Selbstreflexions- und Selbsteinschätzungsformaten - Rubrics und Portfolioformate im Vergleich." Presented at GEBF-Tagung "Professionelles Handeln als Herausforderung für die Bildungsforschung, Basel 2018.

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