Kosteneffekte durch nicht indizierte Diagnostik der Schilddrüse

Hafner L, Tomandl J, Biermann V, Tauchmann H, Schöffski O, Hoyer S, Hueber S, Donnachie E, Kühlein T (2019)


Publication Language: German

Publication Type: Conference contribution, Abstract of a poster

Publication year: 2019

Event location: Augsburg DE

Abstract

Einleitung

Die Inzidenz von Schilddrüsenkarzinomen ist bei konstanter Mortalität in jüngerer Vergangenheit in Deutschland stark angestiegen. Dies ist vermutlich auf verbesserte Diagnosemöglichkeiten, die zur Entdeckung zahlreicher kleiner Schilddrüsenknoten führt, die unerkannt nie als medizinisches Problem in Erscheinung getreten wären. Wir untersuchen, ob nicht indizierte Diagnostik im Schilddrüsenkontext zu invasiven Behandlungen und infolge dessen hohen Kosten führt. Konkret untersuchen wir, ob sich durch eine nicht indizierte Sonographie der Schilddrüse die ambulanten, stationären sowie pharmazeutischen Gesundheitskosten bei den betroffenen Patienten kurz und langfristig erhöhen.

Methoden

Auf Basis von Routinedaten aus Deutschland werden Gesundheitskostenverläufe von Patienten untersucht, deren Symptomatik zu Beginn der Studie auf eine Fehlfunktion der Schilddrüse hindeuten. Bei allen betrachteten Patienten wurde zunächst per Blutuntersuchung der TSH-Wert bestimmt, mit dessen Hilfe Anomalien der Schilddrüsenfunktion identifiziert werden können. Als Interventionsgruppe werden die Patienten betrachtet, bei denen nicht leitliniengerecht, d.h. mit nur kurzem zeitlichen Abstand, zusätzlich eine Sonographie der Schilddrüse durchgeführt wird. Als Kontrollgruppe gelten Patienten ohne oder mit leitlinienkonformer Sonographie. Um mögliche Kosteneffekte der nicht leitliniengerechten Sonographie messen zu können, wird mittels eines Matching-Verfahren sichergestellt, dass sich beide Gruppen hinsichtlich Alter, Geschlecht, Wohnort, ambulantem Behandlungsanlass sowie Morbidität nicht unterscheiden.

Ergebnisse

Die durchschnittlichen Kosten für schilddrüsenspezifische ambulante Leistungen sowie schilddrüsenspezifische Arzneimittel sind in der Interventionsgruppe signifikant höher als in der Kontrollgruppe. Dieser Unterschied ist auch noch mehrere Jahre nach der Intervention zu beobachten. Allerdings ist der Anteil der schilddrüsenspezifischen Kosten an den Gesamtkosten in beiden Gruppen sehr gering. Hinsichtlich der durchschnittlichen Gesamtkosten (ambulant, stationär und pharmazeutisch) zeigen sich im Analysezeitraum keine signifikant unterschiedlichen Verläufe bei Interventions- und Kontrollgruppe.

Fazit

Unsere Ergebnisse liefern keine Evidenz dafür, dass eine nicht indizierte Sonographie der Schilddrüse Behandlungskaskaden auslöst, welche zu hohen allgemeinen Gesundheitskosten führt. Lediglich schilddrüsenspezifische Kosten sind nach der nicht indizierten Diagnostik selbst langfristig höher. Im Hinblick auf die Gesamtkosten fällt dieser Kostenunterschied allerdings nicht ins Gewicht.

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How to cite

APA:

Hafner, L., Tomandl, J., Biermann, V., Tauchmann, H., Schöffski, O., Hoyer, S.,... Kühlein, T. (2019, March). Kosteneffekte durch nicht indizierte Diagnostik der Schilddrüse. Poster presentation at Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsökonomie 11. Jahrestagung Gesundheitsverhalten und Prävention, Augsburg, DE.

MLA:

Hafner, Lucas, et al. "Kosteneffekte durch nicht indizierte Diagnostik der Schilddrüse." Präsentiert bei Deutsche Gesellschaft für Gesundheitsökonomie 11. Jahrestagung Gesundheitsverhalten und Prävention, Augsburg 2019.

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