China Knowledge Networks (SinoNet)

Non-FAU Project


Acronym: SinoNet

Start date : 01.01.2020

End date : 31.12.2024

Website: https://sinonet.hypotheses.org/


Project details

Short description

Neuere Forschungen zur Globalgeschichte haben überzeugend gezeigt, dass China seit spätestens Mitte des 19. Jahrhunderts weitaus intensiver in Prozesse des intellektuellen, kulturellen, technologischen und wissenschaftlichen Austauschs integriert war als allgemein angenommen. „Kontaktzonen“ befanden sich sowohl in Europa als auch in China -­ und sie waren keineswegs auf internationale Siedlungen wie Shanghai oder die globalisierten Metropolen Europas beschränkt. Eine große Menge an Menschen war aus unterschiedlichen Gründen in Bewegung, viele von ihnen trugen zur Entstehung eines multipolaren (und multilingualen) Netzwerkes bei, das sich nicht nur auf das gegenseitige Verständnis (und Missverständnis) der beteiligten Kulturen auswirkte, sondern auch auf die Entstehung und Entwicklung von Terminologien und (Fach-­) Sprachen. Unverzichtbar waren sie in China für die Aneignung und Verwendung der westlichen Wissenschaften und Technologien, im Westen wiederum, um ein grundsätzliches Verständnis von China zu schaffen, bei dem es auch darum ging, Chinas Beitrag zur Entwicklung der universellen Wissenschaft und Technologie zu erfassen. Akteure mit multiplen Identitäten traten hervor, frühe Beispiele wären der Ingenieur und Sinologe Edouard Biot (1803-­1850), oder auch Alexander Wylie (1815-­1887), ein in China tätiger protestantischer Missionar und Übersetzer, der aber gleichfalls an der Geschichte der Wissenschaften in China Interesse hatte und eine der ersten Geschichten der chinesischen Mathematik verfasste. In unserem Projekt geht es darum, aus wissenschafts-­ und disziplinhistorischer Sicht einen Beitrag zum besseren Verständnis dieser Netzwerke zu leisten. Wir werden zunächst die wichtigsten Mitglieder dieser Netzwerke identifizieren und ihre Ziele, Unternehmungen und Beiträge untersuchen. Dabei gehen wir davon aus, dass die Entwicklung des Wissens über China in Europa als (teilweise oder ganz) in einem solchen Netzwerk erzeugt verstanden werden muss. Gleichzeitig waren diese Netzwerke aber auch für die Verbreitung und Aneignung von „universellem Wissen“ in Bezug auf Wissenschaft und Technologie von Bedeutung. Durch Übersetzungsprozesse wurde dabei die Universalität (aber auch die Lokalität) wissenschaftlichen und technischen Wissens von den identifizierten Akteuren und Netzwerken konstruiert. Eine Untersuchung dieser Prozesse erlaubt zu verstehen, inwiefern die scheinbar universalen Wissenschaften in den jeweiligen Wissenskulturen lokalisiert wurden (z.B. auf der Ebene der Terminologie) und welchen Einfluss dies auf die disziplinäre Prägung und Differenzierung von „Sinologien“ – sowohl in China als auch in Europa hatte. Tatsächlich ist auffällig, dass es zwar in der Zwischenzeit eine nicht unbeträchtliche Menge von Forschungen zur Entwicklung von Sinologien und China-­Expertise in den unterschiedlichen Ländern Europas gibt, dass diese aber nur sehr selten in einen größeren Rahmen verortet werden, der das Herausarbeiten von ähnlichen oder unterschiedlichen Entwicklungen ermöglicht. Darüber hinaus tendiert der Großteil der disziplingeschichtlichen Auseinandersetzungen dazu, den Beitrag der Netzwerke zu unterschlagen. „Old China-­Hands“ hatten an der Entwicklung von China-­Expertise in Europa ebenso einen Anteil, wie die bisher nur wenig beachteten in China tätigen Ingenieure, Praktiker oder Teilnehmer an Expeditionen und natürlich chinesische Wissenschaftler und Forscher, deren Beitrag zur Entwicklung vielfach auf geradezu schändliche Art und Weise ignoriert wird. In diesem Blog finden sie Ankündigungen, Beiträge und Berichte unserer jährlichen trilateralen Konferenzen, sowie projektrelevante Nachrichten und Publikationen.

Scientific Abstract

Unser trilaterales Vorhaben ist wissenschafts-­ und disziplingeschichtlich: es betrifft Akteure des Wissenstransfers mit China seit Mitte des 19. Jhds. Sie werden in ihren komplexen Identitäten und globalen Netzwerken verstanden, die zur Schaffung von Wissen in beiden Richtungen beigetragen haben und durch Übersetzungsprozesse die Universalität (und Lokalität) der Wissenschaften konstruiert haben. Dies erlaubt 1. zu untersuchen, inwiefern diese Prozesse die „Sinologien“ sowohl in China als auch in Europa disziplinär differenziert haben und 2. die Sinologien Frankreichs, Deutschlands und Italiens wieder einander näher zu bringen.

Involved:

Contributing FAU Organisations:

Funding Source