Kommunikation und Sprache im Reich. Die Nürnberger Briefbücher im 15. Jahrhunddert: Automatische Handschriftenerkennung - historische und sprachwissenschaftliche Analyse

Third party funded individual grant


Start date : 01.10.2019

End date : 30.09.2022


Project details

Short description

Ziele des gemeinsamen Vorhabens von HistorikerInnen, SprachwissenschaftlerInnen und InformatikerInnen sind 1) die Untersuchung der Bedeutung der Reichsstadt Nürnberg für den Informationsaustausch im Heiligen Römischen Reich und 2) damit verbunden die Erforschung des Anteils dieser städtischen Kanzlei zur Entwicklung der neuhochdeutschen Schriftsprache. Hierfür wird 3) eine hybride Edition der Nürnberger Briefbücher – der kopialen Überlieferung nahezu aller ausgehenden Briefe des dort regierenden Kleinen Rates – von 1408 bis 1423 (mit insgesamt 844 Folia) erstellt. Zur erfolgreichen Umsetzung werden 4) die vorhandenen Mittel der automatischen Handschriftenerkennung und -analyse durch neuartige Fusionsmethoden weiterentwickelt und Best Practices erarbeitet; die Ergebnisse und Erfahrungen stehen anschließend zukünftigen Projekten zur Verfügung und werden Open-Source veröffentlicht.Mit der Edition der Nürnberger Briefbücher wird eine einzigartige Quelle für die Geschichte der Stadt wie auch für das spätmittelalterliche Reich erschlossen, deren großer historischer und sprachhistorischer Wert bislang nicht hinreichend erforscht wurde. Die zentrale Rolle Nürnbergs im reichsweiten Nachrichtenwesen und bei frühen sprachlichen Ausgleichsprozessen im Rahmen der Entstehung der neuhochdeutschen Schriftsprache wurde immer wieder proklamiert, jedoch fehlt eine wissenschaftliche Untermauerung dieser Thesen auf Grundlage des vorhandenen Quellenmaterials. Aus historischer Perspektive werden die Themenvielfalt und die Kontaktpartner der Briefbücher als Spiegel des reichsstädtischen Kommunikationsnetzes im frühen 15. Jahrhundert untersucht, wofür mittels der automatischen Schrifterkennung darüber hinaus auch die Kontaktpartner der anschließenden Bände quantitativ erfasst werden. In linguistischer Hinsicht wird auf der Basis einer phonologisch-graphematischen Annotation die These von der frühen Überregionalität der Nürnberger Schreibsprache überprüft. In wechselseitiger Ergänzung mit den Historikern werden zudem Adressatenbezogenheit und Formelhaftigkeit der Briefbücher anhand sozio- und textlinguistischer Kriterien systematisch erschlossen.Erste Erfahrungen wurden bereits in einem Pilotprojekt zum ältesten Nürnberger Briefbuch (1404‒1408) mit ca. 800 Briefen gesammelt. Für die automatische Handschriftenerkennung wird die Wortfehlerrate der neuesten Technologie des Projektes READ (https://read.transkribus.eu/) durch die neuen Fusionsverfahren nochmals reduziert, wodurch der Transkriptionsprozess beschleunigt und gleichzeitig eine breitere Anwendbarkeit gesichert wird.

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