Monopsonistische Diskriminierung am deutschen Arbeitsmarkt

Third Party Funds Group - Sub project


Start date : 01.01.2009

End date : 30.11.2015


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Monopsonistische Diskriminierung am deutschen Arbeitsmarkt

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Scientific Abstract

Im Widerspruch zur Annahme vollkommenen Wettbewerbs auch am Arbeitsmarkt findet
eine wachsende Zahl von Studien, dass Arbeitgeber über erhebliche Lohnsetzungsspielräume
verfügen, die es ihnen erlauben, deutlich geringere Löhne zu zahlen als von traditionellen
ökonomischen Theorien unterstellt. Des weiteren zeigt sich, dass Arbeitgeber über größere
Lohnsetzungsspielräume gegenüber ihren weiblichen Beschäftigten verfügen, da diese
verglichen mit Männern – insbesondere aufgrund familiärer und häuslicher Verpflichtungen
– eine stärkere Bindung an ihre Arbeitgeber aufweisen. Ein substantieller Teil des Geschlechterlohndifferentials kann daher auf sog. monopsonistische Diskriminierung, also auf Marktmacht
der Arbeitgeber, zurückgeführt werden, wie dies auch eigene Vorarbeiten für Deutschland aufzeigen.

Aufbauend auf diesen Erkenntnissen soll im Rahmen eines Kooperationsprojekts zwischen der Universität Erlangen‐Nürnberg und dem Institut für Arbeitsmarkt‐ und Berufsforschung untersucht werden, inwieweit sich am deutschen Arbeitsmarkt Anzeichen für monopsonistische Diskriminierung von Leiharbeitern und Immigranten finden lassen. Bestehende Studien deuten darauf hin, dass diese Gruppen erhebliche Lohneinbußen verglichen mit regulär Beschäftigten bzw. Einheimischen hinnehmen müssen. Zugleich
handelt es sich um Gruppen, die sich bei der Jobsuche im Durchschnitt deutlich schwerer tun und somit eine stärkere Bindung an ihre gegenwärtigen Arbeitgeber aufweisen dürften. Dies mag Arbeitgebern den Spielraum eröffnen, der Gruppe mit der niedrigeren Abwanderungsneigung einen geringeren Lohn zu zahlen und diese somit zu diskriminieren. Ob und in welchem Ausmaß sie diesen Spielraum für Diskriminierung tatsächlich nutzen, wird unter Verwendung von Verweildauermodellen ökonometrisch analysiert. Sollte sich zeigen, dass monopsonistische Diskriminierung einen maßgebenden Teil der Lohndifferentiale von Immigranten oder Leiharbeitern erklärt, so ergäbe dies zugleich Ansatzpunkte zur wirtschaftspolitischen Bekämpfung der Nachteile dieser Gruppen, etwa in Form von Maßnahmen
zur Erhöhung ihrer regionalen und beruflichen Mobilität. Ferner soll untersucht werden, ob sich – wie jüngst für die Vereinigten Staaten dokumentiert – im Konjunkturverlauf schwankende Lohndifferentiale für einzelne Gruppen von Arbeitnehmern finden lassen und zyklische Schwankungen in der Arbeitgebermarktmacht
eine Erklärung für dieses Phänomen liefern. Derartige Schwankungen sollten berücksichtigt werden, wenn Diskriminierung richtig diagnostiziert und wirtschaftspolitisch adäquat bekämpft werden soll.

Grundlage der Untersuchungen bilden administrative Daten aus der deutschen Arbeitslosenversicherung,
die im Rahmen des Kooperationsprojektes vom Institut für Arbeitsmarkt‐ und Berufsforschung eigens bereitgestellt werden. Diese hochqualitativen, mehr als 30 Jahre umfassenden Längsschnittdaten erlauben es, in den Analysen sowohl die Arbeitnehmer‐ als auch die Arbeitgeberseite umfassend abzubilden sowie unbeobachtete Heterogenität zwischen den Beschäftigtengruppen zu berücksichtigen. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, den Zusammenhang zwischen Lohndiskriminierung und Arbeitgebermacht am
Arbeitsmarkt tiefergehend zu untersuchen, als dies bisherigen Studien möglich war.

Involved:

Contributing FAU Organisations:

Funding Source

Research Areas