Wie wirken Apps gegen Tinnitus? Übersichtsarbeit zu Interventionskomponenten und Behavior Change Techniques

Rinn A, Goetsch S, Hannibal S, Lehr D, Weise C (2024)


Publication Type: Conference contribution, Abstract of a poster

Publication year: 2024

Event location: Berlin DE

Abstract

Theoretischer Hintergrund: 10-15 % der Allgemeinbevölkerung sind von Tinnitus betroffen. Die Ohrgeräusche können mit erheblichen Beeinträchtigungen in verschiedenen Lebensbereichen einhergehen. Zur Unterstützung von Betroffenen werden auch Smartphone Applikationen in den App Stores angeboten. Bisher ist jedoch wenig zu konkreten Inhalten der Apps bekannt. 

Fragestellung: Die vorliegende Übersichtsarbeit untersucht, welche Interventionselemente und Behavior Change Techniques (BCTs) in den Tinnitus-Apps eingesetzt werden. 

Methode: Der Google Play Store und Apples App Store wurden systematisch durchsucht. Apps, die a) spezifisch für Tinnitus entwickelt wurden und b) in deutscher oder englischer Sprache vorlagen, wurden in der Studie berücksichtigt. Eingesetzte Interventionselemente wurden anhand eines eigens entwickelten Katalogs (27 Elemente, z.B. Informationen zum Tinnitus, Entspannungstechniken, Aufmerksamkeitslenkung) erfasst. In den Apps verwendete Verhaltensänderungstechniken wurden mit der Behavior Change Technique Taxonomy v1 (Michie et al. 2013) erfasst. Zwei trainierte unabhängige Raterinnen evaluierten die Apps. 

Ergebnis: 1.073 Apps wurden identifiziert. Von diesen gingen n=50 in die finale Analyse ein. Von den möglichen Interventionselementen wurden am häufigsten eingesetzt: Geräusche (z.B. weißes Rauschen, Naturgeräusche, n=41), Erfassung von Tinnitus Charakteristika (n=25) und Informationen zu Tinnitus (n=19). Außerdem wurden oft Informationen zur Intervention vermittelt (z.B. zum Ziel der App n=29). Von den 93 möglichen BCTs wurden 32 Verhaltensänderungstechniken mindestens einmal identifiziert. Dabei wurden die Techniken “instruction on how to perform the behavior” (n=13), “feedback on behaviour” (n=11), “behavioral practice/rehearsal” (n=11) und “information about emotional consequences” (n=11) am häufigsten eingesetzt. 

Schlussfolgerung: Insgesamt zeigt diese erste systematische Übersichtsarbeit, dass aktuelle Apps gegen Tinnitus häufig vergleichsweise wenig aktive Wirkfaktoren enthalten und damit hinter den Möglichkeiten zurückbleiben. Während die meisten Apps Interventionselemente wie Geräusche, Informationen und die Erfassung von Tinnitus-Charakteristika anbieten, kommen andere, in den Behandlungsleitlinien empfohlene, Elemente der kognitiven Verhaltenstherapie (wie Schlafmanagement, Entspannungstraining oder kognitive Umstrukturierung) sowie bewährte Techniken zur Unterstützung eines aktiven Tinnitus-Management seltener zum Einsatz. 

Keywords: Tinnitus, Smartphone Applikationen, Interventionselemente, Behavior Change Techniques

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How to cite

APA:

Rinn, A., Goetsch, S., Hannibal, S., Lehr, D., & Weise, C. (2024, June). Wie wirken Apps gegen Tinnitus? Übersichtsarbeit zu Interventionskomponenten und Behavior Change Techniques. Poster presentation at 3. Deutschen Psychotherapiekongress 2024, Berlin, DE.

MLA:

Rinn, Alina, et al. "Wie wirken Apps gegen Tinnitus? Übersichtsarbeit zu Interventionskomponenten und Behavior Change Techniques." Presented at 3. Deutschen Psychotherapiekongress 2024, Berlin 2024.

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