Partizipative Maßnahmenentwicklung als Schlüssel für eine nachhaltige und effektive Bewegungsförderung in der beruflichen Bildung?
Grüne E, Popp J, Carl J, Semrau J, Pfeifer K (2021)
Publication Type: Conference contribution, Abstract of lecture
Publication year: 2021
Publisher: DRV-Schriften
Book Volume: 132
Pages Range: 217-219
Event location: Online-Kongress
URI: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Downloads/DE/Experten/reha_forschung/reha_kolloquium/TB-30Reha-Koll.pdf?__blob=publicationFile&v=3
Open Access Link: https://www.deutsche-rentenversicherung.de/SharedDocs/Downloads/DE/Experten/reha_forschung/reha_kolloquium/TB-30Reha-Koll.pdf?__blob=publicationFile&v=3
Abstract
Hintergrund und Zielstellung
Für eine Vielzahl junger
Menschen ist die Berufsausbildung der erste Schritt ins Berufsleben. Trotz
ihres erst kürzlich erfolgten Einstiegs in das Berufsleben sind bereits junge Arbeitnehmerinnen
und Arbeitnehmer erhöhten Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Besonders hoch erscheinen
gesundheitliche Belastungen in Berufen mit hohen körperlichen Anforderungen,
wie z.B. in der Pflege oder Automobilindustrie. Gleichzeitig wird ein unzureichendes Bewegungsverhalten von
Auszubildenden berichtet; dies gilt auch für Auszubildende der Pflege- und
Automobilbranche. Aufgrund der
vielfältigen positiven gesundheitlichen Effekte körperlicher Aktivität werden
verstärkt Maßnahmen zur Förderung der körperlichen Aktivität im Rahmen der
betrieblichen Gesundheitsförderung auf den Weg gebracht. In der beruflichen
Bildung mangelt es allerdings an ebendiesen bewegungsförderlichen Maßnahmen.
Vor diesem Hintergrund
beschäftigt sich das Projekt PArC-AVE (Physical Activity-related Health
Competence in Apprenticeship and Vocational Education) im BMBF-geförderten Forschungsverbund
Capital4Health mit der partizipativen Bewegungsförderung für Auszubildende der
Pflege und KFZ-Mechatronik. Dabei sollen unter Einbezug der Zielgruppe gemeinsam
mit weiteren Beteiligten aus Wissenschaft, Politik und Praxis
bewegungsförderliche Maßnahmen entwickelt und umgesetzt werden, die sowohl auf
die Bedürfnisse der Zielgruppe als auch auf die gegebenen Rahmenbedingungen
zugeschnitten sind. Im Rahmen der ersten Förderphase des Projekts (2015-2018)
ist es mittels des kooperativen Planungsansatzes gelungen, verschiedene
bewegungsförderliche Maßnahmen im Sinne einer Mehrkomponenten-Intervention im
Bereich der Pflege und KFZ-Mechatronik zu konzipieren und realisieren. Zwei Jahre nach Abschluss des Projekts ist das Ziel dieser Studie,
die entwickelten Maßnahmen hinsichtlich ihrer nachhaltigen Umsetzung und
Effektivität zu evaluieren.
Methodik
Die Evaluation des Projekts
folgte einem „Multiple Methods“-Design, bei dem quantitative und qualitative
Daten in Beziehung gesetzt wurden, um ein umfangreiches Verständnis der
erzielten Ergebnisse und zugrundeliegenden Prozesse zu ermöglichen. So erfolgte
die Evaluation der Nachhaltigkeit der entwickelten Maßnahmen anhand einer telefonbasierten
Fragebogenerhebung (n=7) sowie semi-strukturierter Interviews (n=4) mit
beteiligten Akteurinnen und Akteuren. Der aktuelle Maßnahmenstand wurde
deskriptiv analysiert; die Interviews wurden mittels qualitativer
Inhaltsanalyse ausgewertet.
Um die Effektivität der
Maßnahmen in Bezug auf das Bewegungsverhalten und die Bewegungsbezogene
Gesundheitskompetenz der Auszubildenden zu untersuchen, wurde eine
längsschnittliche Fragebogenerhebung mit einer Interventionsgruppe (n=40) und einer bzgl. der Settingbedingungen, Alter
und Geschlecht vergleichbaren Kontrollgruppe (n=71) im Parallelgruppendesign durchgeführt.
Der Stichprobenvergleich erfolgte in SPSS mittels messwiederholter
Varianzanalysen.
Ergebnisse
Hinsichtlich des aktuellen
Umsetzungsstandes der einzelnen Maßnahmen lassen sich in den Bereichen Pflege
und KFZ-Mechatronik deutliche Unterschiede feststellen. Während in der Pflege ein
Großteil der Maßnahmen umgesetzt werden konnte, aber einige dieser Maßnahmen
aufgrund der gegebenen Einschränkungen bedingt durch die Corona-Pandemie nicht
stattfinden können, konnte keine der Maßnahmen im Bereich KFZ-Mechatronik
dauerhaft weitergeführt werden. Dabei stellten das Vorhandensein eines „Champions“,
die Sicherstellung der Finanzierung, die Bereitstellung notwendiger Ressourcen
und die Unterstützung durch Führungskräfte wichtige Faktoren dar, die die
nachhaltige Umsetzung der Maßnahmen begünstigt haben.
Im Hinblick auf die
Effektivität der Maßnahmen zeigten sich keine signifikanten Unterschiede
zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe hinsichtlich des
Bewegungsverhaltens und der Bewegungsbezogenen Gesundheitskompetenz der
Auszubildenden (p>0,05).
Fazit
Vor allem im Bereich der
Pflege hat sich der kooperative Planungsansatz als wirksame Strategie erwiesen,
um bewegungsförderliche Maßnahmen zu konzipieren und langfristig zu
implementieren. Dabei konnten verschiedene Nachhaltigkeitsfaktoren identifiziert
werden, die es zukünftig von Beginn an zu berücksichtigen gilt. Auf
Individuumsebene konnte in beiden Sektoren die Effektivität der entwickelten
Maßnahmen nicht nachgewiesen werden. Um auch direkte relevante Wirkungen auf
individueller Ebene nachzuweisen, bedarf es womöglich einer umfassenderen
Maßnahmenplanung und -umsetzung, längerfristiger Beobachtungszeiträume sowie
aufwändigerer Untersuchungsdesigns.
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How to cite
APA:
Grüne, E., Popp, J., Carl, J., Semrau, J., & Pfeifer, K. (2021, March). Partizipative Maßnahmenentwicklung als Schlüssel für eine nachhaltige und effektive Bewegungsförderung in der beruflichen Bildung? Paper presentation at 30. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium (Deutscher Kongress für Rehabilitationsforschung Teilhabe und Arbeitswelt in besonderen Zeiten), Online-Kongress, DE.
MLA:
Grüne, Eva, et al. "Partizipative Maßnahmenentwicklung als Schlüssel für eine nachhaltige und effektive Bewegungsförderung in der beruflichen Bildung?" Presented at 30. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium (Deutscher Kongress für Rehabilitationsforschung
Teilhabe und Arbeitswelt in besonderen Zeiten), Online-Kongress Ed. Deutsche Rentenversicherung Bund, DRV-Schriften, 2021.
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