Von der „globalen Informationsgesellschaft“ zum „Schengenraum für Daten“ – Raumkonzepte in der Regierung der „digitalen Transformation“ in Deutschland

Glasze G, Dammann F (2021)


Publication Language: German

Publication Type: Book chapter / Article in edited volumes

Publication year: 2021

Publisher: Halem

Edited Volumes: Räume digitaler Kommunikation

Series: Neue Schriften zur Online-Forschung

Book Volume: 16

Pages Range: 159-182

ISBN: 978-3-86962-440-2

Abstract

Ausgangspunkt des Beitrages ist die Beobachtung, dass in politischen Auseinandersetzungen mit der „digitalen Transformation“ in Deutschland seit den 2010er Jahren vermehrt das Schlagwort einer „digitalen Souveränität“ auftaucht. In diesem Kontext werden vielfach Konzepte von staatlicher Eigenständigkeit und territorialer Abgrenzung mit dem Themenfeld der digitalen Transformation verknüpft. Diese Verknüpfung muss verwundern, da bis vor wenigen Jahren die Verbreitung digitaler Techniken sowohl in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung als auch in politischen Debatten überwiegend als Element und Antreiber von Vernetzung, Überwindung von Grenzen und Globalisierung gerahmt wurde – also nicht mit einer territorialen, sondern mit einer entgrenzt-globalen Räumlichkeit verknüpft wurde.

Die Räumlichkeit gesellschaftlicher Prozesse wurde lange Zeit vielfach nur als gegebener Kontext betrachtet und wenig hinterfragt. Mit der Hinwendung zu konstruktivistischen Raumkonzepten in der Geographie seit den 1980er Jahren sowie seit Ende der 1990er Jahre mit der Debatte um einen spatial turn teilweise auch in den benachbarten Sozial- und Kulturwissenschaften, rückten aber Fragen nach der semantischen sowie materiell-praktischen Herstellung von Räumen verstärkt ins Blickfeld der wissenschaftlichen Debatte. Die neuere Politische Geographie fragt dementsprechend danach, wie die Herstellung bestimmter Räume Baustein einer (Re-)Produktion spezifischer gesellschaftlicher Wirklichkeiten und in diesem Sinne politisch ist. Diese Forschungsfrage wendet der vorliegende Beitrag auf das Feld der digitalen Transformation an.

Vor dem Hintergrund der „Verwunderung“ über die Forderungen nach territorialer Schließung in den Debatten einer digitalen Souveränität untersuchen wir, welche Räumlichkeiten in den politischen Diskursen im weiten Themenfeld der Digitalisierung seit den 1990er Jahren entworfen wurden, und wie diese Räumlichkeiten vor dem Hintergrund spezifischer Problematisierungen der digitalen Transformation zu Bestandteilen politischer Programme und Techniken wurden und aktuell werden.

Authors with CRIS profile

Related research project(s)

How to cite

APA:

Glasze, G., & Dammann, F. (2021). Von der „globalen Informationsgesellschaft“ zum „Schengenraum für Daten“ – Raumkonzepte in der Regierung der „digitalen Transformation“ in Deutschland. In Thomas Döbler; Christian Pentzold; Christian Katzenbach (Hrg.), Räume digitaler Kommunikation. (S. 159-182). Halem.

MLA:

Glasze, Georg, and Finn Dammann. "Von der „globalen Informationsgesellschaft“ zum „Schengenraum für Daten“ – Raumkonzepte in der Regierung der „digitalen Transformation“ in Deutschland." Räume digitaler Kommunikation. Hrg. Thomas Döbler; Christian Pentzold; Christian Katzenbach, Halem, 2021. 159-182.

BibTeX: Download