Kolleg Didaktik:digital; Adaptive Lern-/Erklärvideos im Bereich des problemorientierten Forschens im naturwissenschaftlichen Sachunterricht sinnvoll einsetzen – Ein Forschungsvorhaben mit Eingang in die Lehrkräftebildung (Didaktik:digital)

Third party funded individual grant


Acronym: Didaktik:digital

Start date : 01.10.2023

End date : 31.10.2025


Project details

Short description

Lern-/Erklärvideos erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit – sowohl beim außerschulischen als auch beim schulischen Lernen. Dies trifft auch auf Grundschüler*innen zu. Laut der KIM-Studie 2020 (MPFS, 2020) sieht sich jedes fünfte Kind einen Film oder ein Video zu einem Thema im Unterricht an. 23 % der befragten 6- bis 13-Jährigen gaben sogar an, dass Filme und Videos mindestens einmal oder häufiger in der Woche Eingang in den Unterricht finden. Auch dem Monitor Digitale Bildung zufolge greifen Lehrkräfte auf Videoangebote als Ressource zur Unterrichtsvorbereitung zurück. 72 % der Befragten gaben an, dass Sie Videos (z.B. YouTube) häufig in ihrem Unterricht einsetzen (Bertelsmann Stiftung, 2017). Laut der Länderindikatorstudie 2021 zeigt sich aus Sicht der befragten Lehrkräfte eine deutliche Verbesserung der technologischen Rahmenbedingen in Schule im Vergleich zur Vorstudie 2017 (Lorenz et al., 2021). Ein Positivtrend ist vor allem bei der Verbesserung des WLAN-Zugangs in den Unterrichtsräumen zu verzeichnen. So ist davon auszugehen, dass Videos nun noch einfacher in den Unterricht integriert werden können und damit die Quantität des Einsatzes steigt.

Über die Qualität der Angebote ist allerdings bislang wenig bekannt (Findeisen et al., 2019). Lehrkräfte sind vor die Herausforderung gestellt, die Qualität vorhandener Lern-/Erklärvideos zu beurteilen oder diese selbst zu erstellen.

Unter Lern-/Erklärvideos werden häufig nur Filme verstanden, in denen Inhalte, Konzepte und Zusammenhänge in kurzer Zeit möglichst effektiv erklärt werden, mit dem Ziel, einen Lernprozess bei den Lernenden anzustoßen (Findeisen et al., 2019; Wolf, 2015; Zander et al., 2020). In den zitierten Beiträgen liegt der definitorische Fokus auf „Erklärvideos“, welcher insbesondere rezeptive Verstehensprozesse vermuten lässt. Im Hinblick auf den hohen eigenaktiven Anteil im Heimat- und Sachunterricht soll mit dem Verweis auf „Lernvideos“ zudem das interaktive Potenzial von Videos unterstrichen werden.

Der Begriff adaptive Lern-/Erklärvideos im problemorientierten Sachunterricht reichert nach unserem Verständnis diese Definition zusätzlich an. So sind Lern-/Erklärvideos nur dann lernwirksam, wenn das im Video Beschriebene zur Anwendung gebracht wird.  Adaptive und kognitiv aktivierende Aufgabenstellungen sind hierbei zentral. Diese sollten sowohl bezüglich des fachlichen Inhalts als auch hinsichtlich der Schüler*innenvorstellungen anschlussfähig sein (Kulgemeyer, 2018). Der Mehrwert des Videoformats liegt dabei in der Möglichkeit, komplexe und abstrakte sachunterrichtliche Inhalte anschaulich erklären zu können (zum Beispiel mit Hilfe von Experimenten oder Simulationen zu naturwissenschaftlichen Phänomenen). In der konkreten Umsetzung bedeutet dies, das adaptive Lern-/Erklärvideo an geeigneten Stellen zu unterbrechen, so dass die Schüler*innen in einem begleitenden Forscherheft problemorientierten Fragen und Aufgabenstellungen nachgehen können.

 

Forschungsfragen im Rahmen der Befragung von Schüler*innen:

1.     Nehmen Schüler*innen den Einsatz adaptiver Lern-/Erklärvideos im Sachunterricht als unterstützend wahr?

2.     Regen adaptive Lern-/Erklärvideos Schüler*innen dazu an, sich im Sachunterricht aktiv und vertieft mit einem naturwissenschaftlichen Thema auseinanderzusetzen?

3.     Werden Schüler*innen durch den Einsatz adaptiver Lern-/Erklärvideos in ihrem Forschungs­prozess dabei unterstützt, naturwissenschaftliche Phänomene zu bearbeiten und zu verstehen?

4.     Inwiefern regt der Einsatz adaptiver Lern-/Erklärvideos die Lernfreude der Schüler*innen beim Erforschen naturwissenschaftlicher Fragestellungen an?



Literaturverzeichnis

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2017). Monitor Digitale Bildung. Die Schulen im digitalen Zeitalter. https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/monitor-digitale-bildung-9/, letzter Zugriff am: 11.05.2023.

Decristan, J., Hess, M., Holzberger, D., Praetorius, A.-K. (2020). Oberflächen- und Tiefenmerkmale. Eine Reflexion zweier prominenter Begriffe der Unterrichtsforschung. In A.-K. Praetorius, J. Grünkorn, & E. Klieme (Hrsg.), Empirische Forschung zu Unterrichtsqualität. Theoretische Grundfragen und quantitative Modellierungen (S. 102-116). Weinheim, Basel: Beltz Juventa.

Findeisen, S., Horn, S., & Seifried, J. (2019). Lernen durch Videos – Empirische Befunde zur Gestaltung von Erklärvideos. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie Und Praxis Der Medienbildung, 2019 (Occasional Papers), 16–36.

Kammermeyer, G., & Martschinke, S. (2003). Schulleistung und Fähigkeitsselbstbild im Anfangsunterricht – Ergebnisse aus dem KILIA-Projekt. Empirische Pädagogik, 17(4), 486–503.

Kulgemeyer, C. (2018). Wie gut erklären Erklärvideos? Ein Bewertungs-Leitfaden. Computer + Unterricht, 109, 8–11.

Lorenz, R., Yotyodying, S., Eickelmann, B. & Endberg, M. (2021). Schule digital – der Länderindikator 2021. Erste Ergebnisse und Analysen im Bundesländervergleich. https://www.telekom-stiftung.de/aktivitaeten/schule-digital-der-laenderindikator. letzter Zugriff am: 15.05.2023.

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (MPFS) (2021). KIM-Studie 2020. Kindheit, Internet, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland. Stuttgart: MPFS.

Pekrun, R., Götz, T. & Frenzel, A. C. (2005). Academic Emotions Questionnaire –Mathematics (AEQ-M): User’s manual. München: University of Munich, Department of Psychology. 

Praetorius, A.-K., Klieme, E., Herbert, B. & Pinger, P. (2018). Generic dimensions of teaching quality: the German framework of Three Basic Dimensions. ZDM, 50(3), 407–426.

Wolf, K. (2015). Video-Tutorials und Erklärvideos als Gegenstand, Methode und Ziel der Medien- und Filmbildung. In T. Ballhausen, C. Trültzsch-Wijnen, K. Kaiser-Müller & A. Hartung (Hrsg.), Filmbildung im Wandel (S. 121–131). Wien: New Academic Press.

Zander, S., Behrens, A., & Mehlhorn, S. (2020). Erklärvideos als Format des E-Learnings. In H. M. Niegemann & A. Weinberger (Hrsg.), Handbuch Bildungstechnologie. Konzeption und Einsatz digitaler Lernumgebungen (S. 247–258). Berlin, München: Springer; Ciando.

Scientific Abstract

Lern-/Erklärvideos erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit – sowohl beim außerschulischen als auch beim schulischen Lernen. Dies trifft auch auf Grundschüler*innen zu. Laut der KIM-Studie 2020 (MPFS, 2020) sieht sich jedes fünfte Kind einen Film oder ein Video zu einem Thema im Unterricht an. 23 % der befragten 6- bis 13-Jährigen gaben sogar an, dass Filme und Videos mindestens einmal oder häufiger in der Woche Eingang in den Unterricht finden. Auch dem Monitor Digitale Bildung zufolge greifen Lehrkräfte auf Videoangebote als Ressource zur Unterrichtsvorbereitung zurück. 72 % der Befragten gaben an, dass Sie Videos (z.B. YouTube) häufig in ihrem Unterricht einsetzen (Bertelsmann Stiftung, 2017). Laut der Länderindikatorstudie 2021 zeigt sich aus Sicht der befragten Lehrkräfte eine deutliche Verbesserung der technologischen Rahmenbedingen in Schule im Vergleich zur Vorstudie 2017 (Lorenz et al., 2021). Ein Positivtrend ist vor allem bei der Verbesserung des WLAN-Zugangs in den Unterrichtsräumen zu verzeichnen. So ist davon auszugehen, dass Videos nun noch einfacher in den Unterricht integriert werden können und damit die Quantität des Einsatzes steigt.

Über die Qualität der Angebote ist allerdings bislang wenig bekannt (Findeisen et al., 2019). Lehrkräfte sind vor die Herausforderung gestellt, die Qualität vorhandener Lern-/Erklärvideos zu beurteilen oder diese selbst zu erstellen.

Unter Lern-/Erklärvideos werden häufig nur Filme verstanden, in denen Inhalte, Konzepte und Zusammenhänge in kurzer Zeit möglichst effektiv erklärt werden, mit dem Ziel, einen Lernprozess bei den Lernenden anzustoßen (Findeisen et al., 2019; Wolf, 2015; Zander et al., 2020). In den zitierten Beiträgen liegt der definitorische Fokus auf „Erklärvideos“, welcher insbesondere rezeptive Verstehensprozesse vermuten lässt. Im Hinblick auf den hohen eigenaktiven Anteil im Heimat- und Sachunterricht soll mit dem Verweis auf „Lernvideos“ zudem das interaktive Potenzial von Videos unterstrichen werden.

Der Begriff adaptive Lern-/Erklärvideos im problemorientierten Sachunterricht reichert nach unserem Verständnis diese Definition zusätzlich an. So sind Lern-/Erklärvideos nur dann lernwirksam, wenn das im Video Beschriebene zur Anwendung gebracht wird.  Adaptive und kognitiv aktivierende Aufgabenstellungen sind hierbei zentral. Diese sollten sowohl bezüglich des fachlichen Inhalts als auch hinsichtlich der Schüler*innenvorstellungen anschlussfähig sein (Kulgemeyer, 2018). Der Mehrwert des Videoformats liegt dabei in der Möglichkeit, komplexe und abstrakte sachunterrichtliche Inhalte anschaulich erklären zu können (zum Beispiel mit Hilfe von Experimenten oder Simulationen zu naturwissenschaftlichen Phänomenen). In der konkreten Umsetzung bedeutet dies, das adaptive Lern-/Erklärvideo an geeigneten Stellen zu unterbrechen, so dass die Schüler*innen in einem begleitenden Forscherheft problemorientierten Fragen und Aufgabenstellungen nachgehen können.

 

Forschungsfragen im Rahmen der Befragung von Schüler*innen:

1.     Nehmen Schüler*innen den Einsatz adaptiver Lern-/Erklärvideos im Sachunterricht als unterstützend wahr?

2.     Regen adaptive Lern-/Erklärvideos Schüler*innen dazu an, sich im Sachunterricht aktiv und vertieft mit einem naturwissenschaftlichen Thema auseinanderzusetzen?

3.     Werden Schüler*innen durch den Einsatz adaptiver Lern-/Erklärvideos in ihrem Forschungs­prozess dabei unterstützt, naturwissenschaftliche Phänomene zu bearbeiten und zu verstehen?

4.     Inwiefern regt der Einsatz adaptiver Lern-/Erklärvideos die Lernfreude der Schüler*innen beim Erforschen naturwissenschaftlicher Fragestellungen an?



Literaturverzeichnis

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.) (2017). Monitor Digitale Bildung. Die Schulen im digitalen Zeitalter. https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/monitor-digitale-bildung-9/, letzter Zugriff am: 11.05.2023.

Decristan, J., Hess, M., Holzberger, D., Praetorius, A.-K. (2020). Oberflächen- und Tiefenmerkmale. Eine Reflexion zweier prominenter Begriffe der Unterrichtsforschung. In A.-K. Praetorius, J. Grünkorn, & E. Klieme (Hrsg.), Empirische Forschung zu Unterrichtsqualität. Theoretische Grundfragen und quantitative Modellierungen (S. 102-116). Weinheim, Basel: Beltz Juventa.

Findeisen, S., Horn, S., & Seifried, J. (2019). Lernen durch Videos – Empirische Befunde zur Gestaltung von Erklärvideos. MedienPädagogik: Zeitschrift für Theorie Und Praxis Der Medienbildung, 2019 (Occasional Papers), 16–36.

Kammermeyer, G., & Martschinke, S. (2003). Schulleistung und Fähigkeitsselbstbild im Anfangsunterricht – Ergebnisse aus dem KILIA-Projekt. Empirische Pädagogik, 17(4), 486–503.

Kulgemeyer, C. (2018). Wie gut erklären Erklärvideos? Ein Bewertungs-Leitfaden. Computer + Unterricht, 109, 8–11.

Lorenz, R., Yotyodying, S., Eickelmann, B. & Endberg, M. (2021). Schule digital – der Länderindikator 2021. Erste Ergebnisse und Analysen im Bundesländervergleich. https://www.telekom-stiftung.de/aktivitaeten/schule-digital-der-laenderindikator. letzter Zugriff am: 15.05.2023.

Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest (MPFS) (2021). KIM-Studie 2020. Kindheit, Internet, Medien. Basisuntersuchung zum Medienumgang 6- bis 13-Jähriger in Deutschland. Stuttgart: MPFS.

Pekrun, R., Götz, T. & Frenzel, A. C. (2005). Academic Emotions Questionnaire –Mathematics (AEQ-M): User’s manual. München: University of Munich, Department of Psychology. 

Praetorius, A.-K., Klieme, E., Herbert, B. & Pinger, P. (2018). Generic dimensions of teaching quality: the German framework of Three Basic Dimensions. ZDM, 50(3), 407–426.

Wolf, K. (2015). Video-Tutorials und Erklärvideos als Gegenstand, Methode und Ziel der Medien- und Filmbildung. In T. Ballhausen, C. Trültzsch-Wijnen, K. Kaiser-Müller & A. Hartung (Hrsg.), Filmbildung im Wandel (S. 121–131). Wien: New Academic Press.

Zander, S., Behrens, A., & Mehlhorn, S. (2020). Erklärvideos als Format des E-Learnings. In H. M. Niegemann & A. Weinberger (Hrsg.), Handbuch Bildungstechnologie. Konzeption und Einsatz digitaler Lernumgebungen (S. 247–258). Berlin, München: Springer; Ciando.

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