Third party funded individual grant
Acronym: RAD-ON02
Start date : 02.07.2018
End date : 31.12.2020
Extension date: 30.06.2021
Die Radon-Badetherapie hat immunmodulatorische Wirkungen und reduziert Schmerzen signifikant – Ergebnisse der Placebo-kontrollierten RAD-ON02 Studie
Fragestellung: Radon-Badekuren oder Radoninhalationskuren haben in Deutschland eine sehr lange Anwendungstradition. Leider ist die Evidenz dieser Kuren gering, weil viele der bislang durchgeführten Studien nicht den Prinzipien der evidenzbasierten Medizin, also auf Grundlage von empirisch nachgewiesener Wirksamkeit beruhenden Entscheidungen, genügen. Das Behandlungsspektrum der Radon-Kuren beinhaltet vor allem, aber nicht ausschließlich die Therapie von degenerativen und entzündlichen Erkrankungen des Bewegungsapparates. Es ist hinreichend beschrieben, dass die so behandelten Patient*innen eine, teilweise auch langanhaltende Schmerzreduktion verspüren. Die molekularen und vor allem die immunologischen Wirkmechanismen einer Radonkur sind jedoch nur fragmentarisch verstanden. Um die Schmerzreduktion besser von einer Placebo-, sprich Schein-Wirkung abschätzen zu können und um die immunologischen Grundlagen hinter dieser Art der Kur aufzudecken, wurde die prospektive, doppelblinde, Placebo-kontrollierte und randomisierte RAD-ON02 Studie (EudraCT: 2016-002085-31; DRKS: DRKS00016019) durchgeführt.
Methodik: In dieser „real life“ Studie wurden 116 Patienten aus dem Umfeld von Bad Steben, um allgemeine Kureffekte zu minimieren, mit muskuloskelettalen Erkrankungen (mittlere Schmerzstärke und Schmerzdauer von mind. 1 Jahr) in die Studie eingeschlossen. Die Patienten wurden 1:1 randomisiert und erhielten die am Staatsbad Bad Steben übliche serielle Badekur mit verblindeten Radon- oder Warmwasser-Bädern. Jeweils 4, 12 und 24 Wochen nach der Badekur wurden die Patient*innen intensiv ärztlich untersucht und Blut für immunologische Untersuchungen wurde entnommen.
Ergebnisse: Es wurden keine auf die Radonexposition zurückzuführenden Nebenwirkungen beobachtet. Allerdings war das Radonbad den Warmwasseranwendungen in Woche 4 in Bezug auf die Schmerzreduktion überlegen. Die Schmerzen und die Morgensteifigkeit zum Zeitpunkt der Beurteilung waren nach dem Radonbad signifikant reduziert, nicht aber nach Warmwasserbädern. Während der späteren Beobachtungszeitpunkte waren diese Unterschiede jedoch geringer. Die aus der explorativen RAD-ON01 Vorgängerstudie bereits bekannten Modulationen von Immunzellzahlen und deren Aktivierungszustand konnten in der RAD-ON02 Studie in großen Teilen bestätigt werden, jedoch traten die Modulationen gleichermaßen nach Warmwasser- und Radonbädern auf. Es wurden keine signifikanten Veränderungen des Immunstatus festgestellt, die speziell auf Radon zurückzuführen wären.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der RAD-ON02 Studie beweisen, dass Radonbäder reinen Warmwasserbädern hinsichtlich der Schmerzreduktion überlegen sind, wenn auch Warmwasserbäder eine Schmerzlinderung hervorrufen. Die in der explorativen und nicht Placebo-kontrollierten RAD-ON01 Studie gefundenen Immunmodulationen sind jedoch nicht spezifisch auf Radon, sondern auf Badeeffekte per se zurückzuführen. Es wurde zudem festgestellt, dass eine Radon Bäderkur im Vergleich zur Warmwasserbädern keine zusätzlichen Nebenwirkungen aufzeigt. In Zukunft sollten die immunmodulatorischen Effekte von Radon in stärker entzündungsgetriebenen Krankheitsprozessen mit einem stringentem Patientenkollektiv wiederum in einer Placebo-kontrollierten Studie untersucht werden, sowie weitere biologische Wirkmechanismen für die Schmerzreduktion in Betracht gezogen werden.