Quellen zum Laurentianischen Schisma. Einleitung, Übersetzung und Kommentar

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Start date : 01.08.2023

End date : 31.07.2026


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Am 22. November des Jahres 498 wurden nahezu gleichzeitig zwei Personen zu Nachfolgern des Papstes Anastasius II. (496-498) gewählt: Eine Mehrheit des römischen Klerus wählte in San Giovanni in Laterano den Diakon Symmachus, eine starke Minderheit in Santa Maria Maggiore den Archipresbyter Laurentius. Um ein Schisma zu vermeiden, wandte man sich an den damaligen Herrscher Italiens, den gotischen König Theoderich – obwohl dieser einer anderen „Konfession“ angehörte. Theoderich bestätigte im März 499 Symmachus. Laurentius gab nach und ließ sich zum Bischof von Nuceria weihen.

Damit war der Streit jedoch noch lange nicht beendet. Da römische Kleriker und Senatoren schwere Vorwürfe gegen Symmachus erhoben, zitierte ihn Theoderich 501 erneut in seine Residenz Ravenna. Da der Papst dort nicht erschien, berief der König eine Synode nach Rom ein, die über diesen zu Gericht sitzen sollte; zugleich suspendierte er ihn für die Dauer des Prozesses. Symmachus stellte sich dieser Synode jedoch nicht. Man stritt monatelang darüber, ob man das Verfahren in Abwesenheit des Angeklagten eröffnen solle oder nicht, bis eine Mehrheit am 23. Oktober 502 beschloss, das Urteil über Symmachus Gott anheimzustellen. Der Streit um seine Person dauerte jedoch fort, und Laurentius kehrte mit Unterstützung einflussreicher Senatoren nach Rom zurück.

Bis 506 herrschten daher zwei Päpste in Rom; ihre Anhänger bekämpften sich heftig, auch mit Gewalt, bis Theoderich Laurentius im Herbst 506 absetzen ließ. Gleichwohl lehnte ein Teil von Klerus und Senat Symmachus bis zu dessen Tod im Jahre 514 ab. Das Schisma ist auch deswegen bedeutsam, weil es kontroverse Debatten über grundsätzliche Fragen auslöste, die weit über sein Ende hinaus umstritten blieben: Die Verwendung des Kirchenvermögens, die Kompetenz von Synoden, die Justiziabilität des Papstes, die Rolle von Laien in der Kirche, das Verhältnis zwischen weltlicher Herrschaft und Kirche.

Die Ereignisse und ihre diskursive Bearbeitung haben sich in Akten und Briefen, in polemischen Traktaten und in (teilweise fiktiven) Biographien römischer Bischöfe niedergeschlagen. Das Projekt hat zum Ziel, diese Dokumentation durch Übersetzung und Kommentar zu erschließen.

Scientific Abstract

Am 22. November des Jahres 498 wurden nahezu gleichzeitig zwei Personen zu Nachfolgern des Papstes Anastasius II. (496-498) gewählt: Eine Mehrheit des römischen Klerus wählte in San Giovanni in Laterano den Diakon Symmachus, eine starke Minderheit in Santa Maria Maggiore den Archipresbyter Laurentius. Um ein Schisma zu vermeiden, wandte man sich an den damaligen Herrscher Italiens, den gotischen König Theoderich – obwohl dieser einer anderen „Konfession“ angehörte. Theoderich bestätigte im März 499 Symmachus. Laurentius gab nach und ließ sich zum Bischof von Nuceria weihen.

Damit war der Streit jedoch noch lange nicht beendet. Da römische Kleriker und Senatoren schwere Vorwürfe gegen Symmachus erhoben, zitierte ihn Theoderich 501 erneut in seine Residenz Ravenna. Da der Papst dort nicht erschien, berief der König eine Synode nach Rom ein, die über diesen zu Gericht sitzen sollte; zugleich suspendierte er ihn für die Dauer des Prozesses. Symmachus stellte sich dieser Synode jedoch nicht. Man stritt monatelang darüber, ob man das Verfahren in Abwesenheit des Angeklagten eröffnen solle oder nicht, bis eine Mehrheit am 23. Oktober 502 beschloss, das Urteil über Symmachus Gott anheimzustellen. Der Streit um seine Person dauerte jedoch fort, und Laurentius kehrte mit Unterstützung einflussreicher Senatoren nach Rom zurück.

Bis 506 herrschten daher zwei Päpste in Rom; ihre Anhänger bekämpften sich heftig, auch mit Gewalt, bis Theoderich Laurentius im Herbst 506 absetzen ließ. Gleichwohl lehnte ein Teil von Klerus und Senat Symmachus bis zu dessen Tod im Jahre 514 ab. Das Schisma ist auch deswegen bedeutsam, weil es kontroverse Debatten über grundsätzliche Fragen auslöste, die weit über sein Ende hinaus umstritten blieben: Die Verwendung des Kirchenvermögens, die Kompetenz von Synoden, die Justiziabilität des Papstes, die Rolle von Laien in der Kirche, das Verhältnis zwischen weltlicher Herrschaft und Kirche.

Die Ereignisse und ihre diskursive Bearbeitung haben sich in Akten und Briefen, in polemischen Traktaten und in (teilweise fiktiven) Biographien römischer Bischöfe niedergeschlagen. Das Projekt hat zum Ziel, diese Dokumentation durch Übersetzung und Kommentar zu erschließen.

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