Längsschnittliche Zusammenhänge zwischen Erziehungsgewalt und Gewaltdelinquenz im frühen Jugendalter

Weiss M, Link E, Stemmler M (2015)


Publication Type: Journal article

Publication year: 2015

Journal

Publisher: Nomos Verlag

Book Volume: 1

Pages Range: 285-302

Journal Issue: 3

DOI: 10.5771/2365-1083-2015-3-285

Abstract

Obwohl körperliche Züchtigung in der Erziehung gesetzlich verboten ist, sind zumindest „mildere“ Formen von Erziehungsgewalt nach wie vor weit verbreitet. Mögliche negative Auswirkungen auf die psychosoziale Entwicklung des Kindes sind vielfältig und reichen von internalisierenden Problemen bis zu Gewalttätigkeit. In der vorliegenden Studie wird der Zusammenhang zwischen erlebter Erziehungsgewalt und psychischen und sozialen Anpassungsproblemen im Jugendalter untersucht. Besonders berücksichtigt werden dabei die Schwere und Persistenz der Erziehungsgewalt sowie die Einstellung zur Gewalt der Jugendlichen. Datengrundlage der Untersuchung bilden die Selbstberichte von Schülern aus Dortmund und Nürnberg (n = 836), welche wiederholt im Alter von 11, 12 und 13 Jahren (5. bis 7. Jahrgangsstufe) befragt wurden. Neben Fragen zu elterlichen Erziehungspraktiken, Gewaltakzeptanz, Sozialverhalten und Freundschaften liegen Angaben zu devianten und delinquenten Verhaltensweisen vor. Die Ergebnisse zeigen, dass schon eine geringe Ausprägung an erlebter elterlicher Gewalt signifikante negative Entwicklungseffekte hat. Bei gewalthaltig erzogenen Jugendlichen zeigten sich emotionale und soziale Probleme im Allgemeinen sowie ein erhöhtes Risiko für Gewaltdelinquenz im Speziellen (jedoch kein erhöhtes Risiko für andere Delikte). Zusätzlich konnte die Bedeutung von Schwellen verdeutlicht werden, denn bei schwerer und kontinuierlicher Gewalterfahrung war die Gewaltdelinquenz besonders hoch. Der Zusammenhang zwischen erlebter Erziehungsgewalt und eigener Gewalttätigkeit scheint dabei zumindest teilweise über eine erhöhte Gewaltakzeptanz vermittelt zu werden. Aufgrund unseres längsschnittlichen Designs gehen diese Befunde über die übliche Korrelationsforschung hinaus, die lediglich den Zusammenhang zwischen gewalthaltiger Erziehung und antisozialem Verhalten repliziert. Die Daten bestätigen, dass das Ideal der gewaltfreien Erziehung noch nicht in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist, was präventive Bemühungen zur Verbesserung der Erziehungskompetenz weiterhin rechtfertigt.

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How to cite

APA:

Weiss, M., Link, E., & Stemmler, M. (2015). Längsschnittliche Zusammenhänge zwischen Erziehungsgewalt und Gewaltdelinquenz im frühen Jugendalter. Rechtspsychologie, 1(3), 285-302. https://dx.doi.org/10.5771/2365-1083-2015-3-285

MLA:

Weiss, Maren, Eva Link, and Mark Stemmler. "Längsschnittliche Zusammenhänge zwischen Erziehungsgewalt und Gewaltdelinquenz im frühen Jugendalter." Rechtspsychologie 1.3 (2015): 285-302.

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