Aufgabenstellungen für sprachlich heterogene Gruppen - Perspektive auf DaZ- und Regelunterricht

Bien-Miller L, Michalak M (2024)


Publication Language: German

Publication Type: Authored book, Volume of book series

Publication year: 2024

Publisher: Springer

Series: Edition Fachdidaktiken

City/Town: Wiesbaden

ISBN: 978-3-658-42821-1

URI: https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-42822-8

DOI: 10.1007/978-3-658-42822-8

Abstract

Sprachliche Heterogenität – sowohl im Hinblick auf die Vielfalt der verschiedenen Sprachen und der sprachlichen Erfahrungen, die die Schülerinnen und Schüler in den Unterricht mitbringen, als auch hinsichtlich der unterschiedlichen Kompetenzstände in der Zielsprache Deutsch – gehört seit längerem zu den prägenden Merkmalen des Unterrichtsalltags. Die sprachliche Heterogenität betrifft somit auch die bildungssprachlichen Kompetenzen der Lernenden, die als wesentliche Voraussetzung für die Denk- und Wissensprozesse beim fachlichen Lernen gelten. Diese Fähigkeiten bei allen Schülerinnen und Schülern durchgängig und systematisch auf- und auszubauen, ist die Aufgabe des Unterrichts in allen Fächern (KMK, 2019). Hier leistet das Fach Deutsch einen wesentlichen Beitrag zur sprachlichen Bildung, indem es ihnen – unabhängig von ihrer sprachlichen und kulturellen Herkunft – die Möglichkeit bietet, die sprachlichen Grundlagen sowie das bildungssprachliche Register des Deutschen (weiter-) zu entwickeln (KMK, 2003). Durch einen systemorientierten Zugang oder durch Analysen einer Vielfalt an Kommunikationssituationen werden die Lernenden auf die Anforderungen von sprachlichem Handeln (nicht nur) in schulischen Kontexten vorbereitet. Hierfür sind Lernarrangements notwendig, die an den aktuellen, individuellen Kompetenzstand der Lernenden angepasst sind und Lernprozesse sowohl in rezeptiven als auch in produktiven Teilbereichen der Zielsprache Deutsch initiieren. Mit Blick auf das sprachliche Lernen im Fachunterricht – sei es im Deutschunterricht oder in allen Sachfächern – gilt, dass die Aufgabenstellungen so zu gestalten sind, dass sie an fachspezifische Arbeits- und Denkweisen heranführen, die bereits vorhandenen Wissensbestände und die fachbezogenen Präkonzepte der Schülerinnen und Schüler aufgreifen und diese durch die gezielte Unterstützung der Assimilations- und Akkomodationsprozesse zu Fachwissen ausbauen. Darüber hinaus soll das fachliche Lernen – auch im Fach Deutsch – durch Übungsphasen, die eine sprachliche Aufbereitung von fachlichen Zusammenhängen anbieten, gezielt und differenziert verstärkt werden, denn hierbei kommt der sprachlichen Arbeit eine besondere Funktion zu. Durch das Üben werden die Schülerinnen und Schüler auf die angemessene Anwendung, die schnelle Verfügbarkeit und auf den Einsatz der sprachlichen Mittel des Deutschen bei anspruchsvolleren kognitiven Aktivitäten vorbereitet. Ob und wie dies im Unterricht umgesetzt wird, bleibt bis dato ein Desiderat. Insbesondere fehlen bislang Forschungen, die sich mit der parallelen Entwicklung von fachlichen und in diesem Zusammenhang sprachlichen Wissensbeständen von Lernenden beschäftigen sowie mit den Möglichkeiten, die fachliche und sprachliche, an dem fachspezifischen Zugang orientierte Förderung durch evidenzbasierte Lernangebote und -arrangements miteinander zu verbinden. Will man den migrationsbedingt heterogenen Lerngruppen in ihrer Unterschiedlichkeit gerecht werden, sind zudem Aufgabenformate und unterrichtliche Praktiken erforderlich, die an das gesamte sprachliche Repertoire und die bisherigen mehrsprachigen Ressourcen der Schülerinnen und Schüler anknüpfen und diese optimal nutzen. Dementsprechend gilt es für die Gestaltung des Unterrichts mit heterogenen Gruppen, die kultur- und sprachbezogenen Hintergründe der Lernenden in den Blick zu nehmen, da diese sich im Erwerbsprozess des Deutschen als bedeutende Qualitäten erweisen können, um verschiedene Zugänge zu Sprache und zu fachlichem Wissen zu ermöglichen. Hierfür sind zum einen didaktische Konzepte erforderlich, die vorhandene (Sprachen-)Kenntnisse und plurikulturelle Erfahrungen der Lernenden nutzen, aber auch an ihren Interessen und Lerngewohnheiten anknüpfen und diese nutzen, um sie an das selbständige und eigenverantwortliche Lernen heranzuführen. Zum anderen fehlen Studien, die die Wirksamkeit solcher Angebote zur Nutzung mehrsprachiger Ressourcen für die fachliche und metasprachliche Entwicklung von Schülerinnen und Schülern empirisch überprüfen. Mit dem Fokus auf Lernende mit Deutsch als Zweitsprache (DaZ) sollten entsprechende Aufgaben entwickelt werden, die die Spezifik des Zweitsprachenerwerbs berücksichtigen und die Schülerschaft insbesondere im additiven DaZ-Unterricht beim sukzessiven Aufbau ihrer Sprachhandlungskompetenzen in der Zielsprache Deutsch unterstützen und sie an die komplexe Bildungssprache systematisch heranführen. Hierfür sind didaktische Konzepte erforderlich, die an die bisherigen schulischen Erfahrungen der Lernenden für den Kompetenzaufbau anknüpfen, aber auch empirische Untersuchungen, die sich mit den spezifischen, aus dem Aufwachsen mit mehreren Sprachen resultierenden sprachlichen, metasprachlichen und kulturellen Kompetenzen der Lerngruppe befassen. Der aktuelle Diskurs zu Aufgabenstellungen in der Didaktik des Deutschen als Zweitsprache knüpft an die Tradition der Fremdsprachendidaktik an und versucht die Perspektive der anderen Fachdidaktiken mit einzubeziehen (Sieberkorb & Caspari, 2017). Eine systematische Auseinandersetzung mit den Praktiken des Übens hat aus der Perspektive des Deutschen als Zweitsprache und der Mehrsprachigkeitsdidaktik ebenso wie der Inklusionsdebatte jedoch bisher nicht stattgefunden. Vor diesem Hintergrund spiegelt der Sammelband die aktuelle Debatte zu Aufgabenstellungen in der Didaktik des Deutschen als Erst- und Zweitsprache an der Schnittstelle zu anderen Fachdidaktiken und mit Blick auf die Heterogenität der Lernenden wider. Aufgegriffen werden dabei Ergebnisse der Diskussion, die im Rahmen der virtuellen Werkstatt „Sprachliche Heterogenität im Unterricht“ im September 2020 stattfand. Die virtuelle Werkstatt entwickelte sich aus der Sektion „Sprachliche Heterogenität im Unterricht“ des Symposions Deutschdidaktik und verfolgte das Ziel, die aktuellen Forschungsergebnisse zum Umgang mit sprachlicher Heterogenität im Unterricht breitem Publikum aus der Wissenschaft und der Praxis zugänglich zu machen. Die Beiträge in dem Sammelband fokussieren sprachliche Heterogenität im Unterricht im weiteren Sinne, d. h. sowohl mehrsprachige Schülerinnen und Schüler, Lernende mit DaZ und Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger als auch Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Leistungsniveaus, Selbstkonzepten und Interessen. Ebenso breit gefächert ist der thematische Zugang. Neben dem Umgang mit sprachlicher Heterogenität im Deutschunterricht im Hinblick auf die Entwicklung von Sprachbewusstheit und sprachbezogener Konzepte sowie metasprachlichen Wissens von ein- und mehrsprachigen Schülerinnen und Schülern werden Möglichkeiten der gezielten Förderung des Grammatikerwerbs von Lernenden mit DaZ diskutiert. Neben Bildungssprache im Deutschunterricht der Grundschule werden die Entwicklung von Fach- und Sprachkompetenz in den Sachfächern und die hierzu notwendigen Aufgabenformate thematisiert. Abgerundet wird der Sammelband mit einem Beitrag zu Medieneinsatz im Bereich der Leseförderung im Primarbereich. Mit diesem Band greifen wir einige wichtige und aktuelle Fragen zu Aufgaben, ihrer Konzeption, ihrer Auswahl bzw. ihrem Einsatz mit Blick auf den Unterricht in sprachlich heterogenen Lerngruppen auf. Das Buch richtet sich an interessierte Pädagoginnen und Pädagogen, Didaktikerinnen und Didaktiker, Leserinnen und Leser aus der Wissenschaft und schulischen Praxis und verfolgt das Ziel, Einblicke in die aktuellen Forschungsergebnisse zu gewähren Impulse für weitere Forschungsprojekte zu setzen und auf dieser Basis Anregungen für die schulische Praxis anzubieten. Allen Autorinnen danken wir für ihre aufschlussreichen Beiträge und anregende und angenehme Zusammenarbeit.

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Bien-Miller, L., & Michalak, M. (2024). Aufgabenstellungen für sprachlich heterogene Gruppen - Perspektive auf DaZ- und Regelunterricht. Wiesbaden: Springer.

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Bien-Miller, Lena, and Magdalena Michalak. Aufgabenstellungen für sprachlich heterogene Gruppen - Perspektive auf DaZ- und Regelunterricht. Wiesbaden: Springer, 2024.

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