Soziotechnische Aspekte der Buchkommunikation

Hagenhoff S (2023)


Publication Language: German

Publication Type: Book chapter / Article in edited volumes

Publication year: 2023

Publisher: DeGruyter

Edited Volumes: Theoretische Perspektiven und Gegenstände der Buchforschung

City/Town: Berlin

Pages Range: 493-527

DOI: 10.1515/9783110745030-021

Abstract

Der Beitrag thematisiert die technischen Aspekte der Buchkommunikation als System. Das System enthält Medien als Artefakte, die basal der Speicherung und der Verbreitung von Kommunikaten dienen. Die Artefakte müssen hierfür mobil und relativ robust sein. Die zu speichernden und zu verbreitenden Kommunikate müssen mithilfe eines nichtflüchtigen Zeichensystems dargeboten werden. Über die verschiedenen Epochen hinweg – von der Antike bis zur ‚digitalen‘ Gegenwart – genügen lediglich die Schrift und das statische Bild als flächenpositionierte, mehrheitlich visuell (seltener: haptisch) zu rezipierende Zeichensysteme diesen Fixierbarkeitsbedingungen. Buchkommunikation wird von Institutionen begleitet, die die Spielregeln einer Gesellschaft darstellen. Als menschengemachte Beschränkungen menschlicher Interaktion vermindern sie als Verhaltensrichtlinien Unsicherheiten. Diese Richtlinien können legale, normativ-moralische oder kulturell-kognitive Ausprägungen annehmen und Buchkommunikation priviligieren, verhindern oder in bestimmte Richtungen lenken. Das Beschriebene liefert den sozialen Kontext, in dem Technologie oder Technik als Untersuchungsgegenstand besprochen werden sollen.

Der Aufsatz nähert sich dem Gegenstand Technologie im System der Buchkommunikation in drei Perspektiven.

In der Perspektive ‚Menschen, Maschinen und Autoagenten‘ stehen erstens abstrakte Akteure im Fokus, die die Buchkommunikation funktional mittels Arbeitsleistung ermöglichen. Die Technisierung ist hier ein Prozess der fortschreitenden Mechanisierung und Autoagilisierung, damit verbunden ist in einem soziotechnischen System auch die Verschiebung von Rollen und Möglichkeiten und die Neuverhandlung von Machtkonstellationen.

Die Perspektive ‚Versorgen und Entsorgen‘ widmet sich zweitens dem Umstand, dass das System der Buchkommunikation einerseits (knappe) Ressourcen als Inputfaktoren benötigt, andererseits auch Gegenstände erzeugt, die aus dem System als Abfall oder ausgedientes Objekt wieder ausgleitet werden. Knappheit ist ein zentraler Motor der Entwicklung von neuen Technologien, die substituierend oder recyclierend eingesetzt werden. Gleichzeitig ist die Entwicklung von Technologien in Form komplexer Material- oder Rohstoffverbünde auch die Ursache für Entsorgungsprobleme.

Buchkommunikation kann drittens nur dann tatsächlich stattfinden, wenn Rezipienten Zugang zu den Kommunikaten haben. Dieses setzt zum einen ein zweckadäquat zu handhabendes Medienobjekt voraus. Die Beschaffenheit des Nutzungsobjekts wirkt darauf, wie mit diesem umgegangen werden kann und ob es überhaupt als Problemlöser in einer  Kommunikationssituation dient. Buchkommunikation findet aber auch nur dann statt, wenn die Kommunikate zur Zirkulation gelangen. Bücher, die nicht gelesen werden und über die niemand spricht, sind reine Massenspeicher. „Zirkulation ist daher das zentrale Kriterium aller Kommunikationsmedien“ (Bickenbach und Maye 2009: 21). Die Bedingungen des Zugangs zu Kommunikaten sind dabei ein nur schwer sortierbares Konglomerat aus Parametern technischer, logistischer, finanzieller, sozialer, intellektueller oder motivationaler Art.

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How to cite

APA:

Hagenhoff, S. (2023). Soziotechnische Aspekte der Buchkommunikation. In Axel Kuhn, Ute Schneider (Hrg.), Theoretische Perspektiven und Gegenstände der Buchforschung. (S. 493-527). Berlin: DeGruyter.

MLA:

Hagenhoff, Svenja. "Soziotechnische Aspekte der Buchkommunikation." Theoretische Perspektiven und Gegenstände der Buchforschung. Hrg. Axel Kuhn, Ute Schneider, Berlin: DeGruyter, 2023. 493-527.

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