Lang L, Egerer J, Grimm V, Pfefferer U, Sölch C (2023)
Publication Language: German
Publication Type: Conference contribution, Conference Contribution
Publication year: 2023
Der mittelfristig gestiegene Gaspreis und die mögliche Knappheit an Ressourcen zwingt
Deutschland seine energiepolitischen Entscheidungen zu überdenken, um die Folgen der
Energiekrise abzuschwächen. Bei einer Knappheit und damit hohen Marktpreisen v.a. für Gas
werden Investitionsanreize in diese „Brückentechnologie“ reduziert und emissionsintensive
Kohleverstromung in Europa rückt zurück in den Fokus. Zu den in Deutschland diskutierten
Handlungsoptionen, welche die verfügbare Erzeugungskapazität anpassen sollen, zählen (a)
ein ambitionierterer Ausbau der Erneuerbaren Erzeugungsanlagen, (b) eine Verwendung von
bereits existierenden Kohlekraftwerken, die gemäß dem Kohleausstiegspfad 2038 bereits
stillgelegt werden sollten und (c) eine Laufzeitverlängerung der drei verbleibenden
Kernkraftwerke über den Frühling 2023 hinaus. Es wird zusätzlich über die Möglichkeit (d)
eines eigentlich anvisierten vollständigen Kohleausstiegs im Jahr 2030 diskutiert. Die
vorliegende Forschung analysiert mit einem Strommarktmodell, welches marktgetriebene
Kapazitätsentscheidungen endogen bestimmt, wie sich diese Handlungsoptionen im Jahr
2027 und 2030, d.h. in der mittleren Frist, auf Deutschland und seine Nachbarländer
auswirken. Die Ergebnisse zeigen, dass die mögliche Realisierung der Handlungsoptionen
nicht nur Deutschland selbst, sondern auch die Nachbarländer beeinflusst. Die mittelfristig
stärkste Wirkung auf Strompreise, Emissionen und Investitionsanreize hat der ambitionierte
Ausbau der Erneuerbaren in Deutschland. Eine Laufzeitverlängerung von Atomkraftwerken
beeinflusst ebenso Emissionen und Preisentwicklung, jedoch zeigen sich bereits 2030 andere
negative Folgen wie eine Verdrängung von erneuerbarer Erzeugung zusätzlich zum
steigenden Sicherheitsrisiko. Ein Kohleausstieg 2030 hat nur geringe negative Folgen für das
europäische Stromsystem. Strompreise und Auslagerung von Emissionen würden nur minimal
ansteigen, während Emissionen verursacht durch Stromerzeugung insgesamt sinken würden.
Dadurch bleibt ein solcher Kohleausstieg 2030 realisierbar. Gaskraftwerke könnten sich
mittelfristig dennoch als „Brückentechnologie“ darstellen, bis sie auf die Verwendung von
grünem Wasserstoff umgerüstet werden. Dazu sind allerdings klare europaweite politische
Entscheidungen zu treffen, da Gaskraftwerke in der Zwischenzeit durch die Unsicherheiten
auf dem Strommarkt nicht ausreichend Deckungsbeiträge erwirtschaften könnten. Alle
energiepolitischen Entscheidungen müssen in Europa koordiniert erfolgen, um die Ziele
Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und Preissenkung erfolgreich zu erreichen.
APA:
Lang, L., Egerer, J., Grimm, V., Pfefferer, U., & Sölch, C. (2023). Mittelfristige Mobilisierung deutscher Erzeugungskapazität im europäischen Kontext. In Tagungsband 13. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien (IEWT 2023). Wien, AT.
MLA:
Lang, Lukas, et al. "Mittelfristige Mobilisierung deutscher Erzeugungskapazität im europäischen Kontext." Tagungsband 13. Internationale Energiewirtschaftstagung an der TU Wien (IEWT 2023), Wien 2023.
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