Möglichkeiten und Grenzen der Islamismusprävention durch die Institutionalisierung islamischer Bildung

Topalovic S, Badawia T (2020)


Publication Language: German

Publication Type: Book chapter / Article in edited volumes

Publication year: 2020

Publisher: Bundeszentrale für politische Bildung

Edited Volumes: Politische Bildung im Kontext von Islam und Islamismus

City/Town: Bonn

Pages Range: 246-262

Abstract

Der Widerstand gegen die konfessionelle religiöse Bildung an staatlichen Schulen in Deutschland ist im Allgemeinen enorm. Expertinnen und Experten führen die Vielfalt der Ursachen auf zwei zentrale Faktoren zu- rück:1) die zunehmend fehlende Identifikation mit dem (christlichen) Religionsunterricht, die zugleich als Ausdruck wachsender Konfessions- losigkeit gedeutet werden kann, und 2) die konfessionelle, religiöse und weltanschauliche Pluralität im schulischen Alltag, die logistisch mit einem jeweils eigenen konfessionellen Religionsunterricht kaum bedient werden kann (vgl. zum Beispiel Domsgen u.a. 2019; Langenhorst/Naurath 2019; Pohl-Patalong 2019; Uçar 2012). Die Frage nach Möglichkeiten und Gren- zen der Institutionalisierung religiöser Bildung an staatlichen Institutionen versteht sich im Grunde als Frage nach dem Fachprofil, der Funktion und Zielsetzung eines solchen Bildungsangebots im staatlichen Auftrag.

Vor dem Hintergrund des verfassungsrechtlich geschützten Anspruchs nach Art. 7, Abs. 3 Grundgesetz,1 diskutieren wir in diesem Beitrag nicht, »ob«, sondern »wie« islamisch-religiöse Bildung im schulischen Kontext eine präventive Wirkung im Phänomenbereich »Islamismus« erzielen kann. Die juristische Debatte über den Rechtsstatus des Islamischen Reli- gionsunterricht (IRU) wird in diesem Beitrag aufgrund des gesetzten reli- gionspädagogischen Schwerpunkts ausgeklammert. Wir gehen von dem eben angeführtem Artikel des Grundgesetzes, der dem Religionsunter- richt in den öffentlichen Schulen den Status eines ordentlichen Lehrfachs zuspricht, aus, halten am bildungspolitischen Anspruch fest und plädie- ren unmissverständlich für die Institutionalisierung eines entsprechenden Bildungsangebots für die heranwachsende Generation von Musliminnen und Muslimen. Dabei gehen wir von der bereits seit gut einem Jahrzehnt bestehenden – und durchaus positiv evaluierten – »Probepraxis« des IRU in mehreren Bundesländern aus (vgl. beispielsweise Holzberger 2014; Schröter 2015; Uslucan 2015; Uslucan/Yalcin 2018). Um das Plädoyer für die Institutionalisierung eines entsprechenden Bil- dungsangebots zu untermauern, werden im Folgenden zwei – aus unse- rer Sicht – tragende Argumentationslinien nachgezeichnet: Der schulische Religionsunterricht (RU) ist das einzige Bildungsangebot für junge Mus- liminnen und Muslime, das den allgemeinen Bildungsstandards an staat- lichen Schulen entspricht. In diesem Sinne wird in einem unter staatlicher Aufsicht institutionell verankerten RU ein großes Immunisierungspoten- zial gegen Ideologisierung und Manipulierung junger Musliminnen und Muslime wahrgenommen.

Diese Einschätzung setzt allerdings die Entwicklung von auf Religion bezogenen Kompetenzen sowie der kritischen Urteilskraft und der Fähig- keit zur Selbstreflexion voraus. Diese beiden Dimensionen gilt es folglich näher zu beachten und im Kontext der Thematik des religiösen Extremis- mus zu reflektieren.

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How to cite

APA:

Topalovic, S., & Badawia, T. (2020). Möglichkeiten und Grenzen der Islamismusprävention durch die Institutionalisierung islamischer Bildung. In Stefan E. Hößl, Lobna Jamal & Frank Schellenberg (Hrg.), Politische Bildung im Kontext von Islam und Islamismus. (S. 246-262). Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung.

MLA:

Topalovic, Said, and Tarek Badawia. "Möglichkeiten und Grenzen der Islamismusprävention durch die Institutionalisierung islamischer Bildung." Politische Bildung im Kontext von Islam und Islamismus. Hrg. Stefan E. Hößl, Lobna Jamal & Frank Schellenberg, Bonn: Bundeszentrale für politische Bildung, 2020. 246-262.

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