Das Virus, der Sport und die Herausforderungen

Kauer-Berk O, Burrmann U, Derecik A, Gieß-Stüber P, Kuhlmann D, Neuber N, Richartz A, Rulofs B, Süßenbach J, Sygusch R (2020)


Publication Type: Journal article

Publication year: 2020

Journal

Book Volume: 1

Pages Range: 100-109

Issue: 2

DOI: 10.1007/s43594-020-00016-3

Abstract

Was weiß die Wissenschaft bis jetzt, welche Befunde kennen Sie zu den Auswirkungen der Corona-Krise?

Als Versuch einer Antwort kann ich etwas zum Schulsport sagen. In einem laufenden Forschungsprojekt haben wir massiv erlebt, dass das Unterrichtsfach Sport momentan ganz am Schluss des Fächerkanons zu stehen scheint. In dem Projekt haben wir das Thema Gesundheit im Sportunterricht in Schulen beziehungsweise in einzelnen Schulklassen über das gesamte Schuljahr begleitet und mit Interventionen unterstützt. Für die Intervention haben wir mit den Lehrkräften Unterrichtseinheiten entwickelt oder entwickeln wollen, die sich systematisch mit dem Thema Gesundheit auseinandersetzen. Beispielsweise hat eine Lehrkraft zum Thema Verletzungsrisiken im Judo eine Einheit entwickelt, in der es um das richtige Fallen geht. Das kann nicht nur im Judo, sondern auch den Sport- und Bewegungsalltag allgemein ein wichtiges, verletzungsprophylaktisches Thema sein. Die Schüler*innen hätten sozusagen eine Gesundheitskompetenz entwickelt, wie sie am Beispiel der Sportart Judo Verletzungen vorbeugen können. Eine andere Lehrkraft hat sich mit der Gestaltung von gesundheitsorientiertem Krafttraining befasst. Die Interventionen mit den Schüler*innen konnten aber wegen Corona nicht mehr stattfinden. Da ab Anfang des zweiten Schulhalbjahres kein Sportunterricht mehr stattgefunden hat, haben wir versucht, digitale Bildungsangebote zu schaffen. Was auf eine kognitive Auseinandersetzung mit Sport und Bewegung hinausläuft und dazu führen soll, Schüler*innen zum selbstständigen Sporttreiben zu befähigen (Abb. 9). Interessant war die Reaktion der Schulen. Genau eine von vier Schulen hat gesagt: Da machen wir mit. Von den anderen kam die Rückmeldung, unter den jetzigen Bedingungen ganz grundsätzlich keinen Sportunterricht weiterentwickeln zu wollen und damit eben auch keine digitalen Bildungsangebote zu schaffen. Vor dem Hintergrund, dass Digitalisierung durch die Pandemie zum Megathema geworden ist, ist das schon bemerkenswert. Die eine Schule hat im Übrigen tatsächlich hochinteressante, sehr machbare digitale Unterrichtseinheiten zum Sportunterricht entworfen. Weiterhin interessant: Da wir im Rahmen dieses Projekts zu Beginn des letzten Schuljahres die Gesundheitskompetenz von Schüler*innen und deren sportliche Aktivität erfasst haben und das bis zum Ende des Schuljahres auch ohne Sportunterricht fortführten, hat sich quasi eine neue Fragestellung in das Projekt eingeschlichen: Ob die Schüler*innen, die zu Beginn des Schuljahres bereits eine höhere Gesundheitskompetenz besaßen, im Laufe der Pandemiezeit, in der kein Sportunterricht stattgefunden hat, ihr Aktivitätsverhalten anders aufrechterhielten als die Schüler*innen, die schon zu Beginn des Schuljahres eine sehr geringe Gesundheitskompetenz hatten. Das können wir im Idealfall jetzt statistisch ermitteln. Es gibt bereits Hinweise aus der Sportpsychologie, dass diejenigen, die sich mit Sport und dessen Bedeutung in ihrem Lebensalltag vor der Pandemie schon häufig auseinandergesetzt haben, auch diejenigen sind, die währenddessen eher aktiv geblieben sind.

Authors with CRIS profile

Involved external institutions

How to cite

APA:

Kauer-Berk, O., Burrmann, U., Derecik, A., Gieß-Stüber, P., Kuhlmann, D., Neuber, N.,... Sygusch, R. (2020). Das Virus, der Sport und die Herausforderungen. Forum Kinder- und Jugendsport, 1, 100-109. https://dx.doi.org/10.1007/s43594-020-00016-3

MLA:

Kauer-Berk, Oliver, et al. "Das Virus, der Sport und die Herausforderungen." Forum Kinder- und Jugendsport 1 (2020): 100-109.

BibTeX: Download