Denk doch mal scharf nach! Impulse zur Entwicklung von Strategien für die Förderung von kritischem Denken bei Studierenden.

Jahn D, Trautner C (2019)


Publication Language: German

Publication Type: Book chapter / Article in edited volumes

Publication year: 2019

Publisher: Springer VS

Edited Volumes: Praxishandbuch Habitussensibilität und Diversität in der Hochschullehre

Series: Praxishandbuch Habitussensibilität und Diversität in der Hochschullehre

City/Town: Wiesbaden

Pages Range: 579-617

ISBN: 978-3-658-22399-1

URI: http://link-springer-com-443.webvpn.fjmu.edu.cn/chapter/10.1007/978-3-658-22400-4_28

DOI: 10.1007/978-3-658-22400-4_28

Abstract

Alleine schon wegen den globalen Verunsicherungen und Bedrohungszusammenhängen, die kontinuierlich und ungefiltert über das Internet täglich in die Lebenswelt deutscher Jugendlicher geschwemmt werden, fordern viele Erziehungsberechtigte, Bildungsexperten oder Politiker (Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung geschlechtsspezifischer Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für alle Geschlechtsidentitäten.): „Kritisches Denken muss auf den Stundenplan!“ (Pigliucci, Kritisches Denken muss auf den Stundenplan! https:// www.welt.de/, https://www.welt.de/debatte/die-welt-in-worten/article13248267/Kritisches- Denken-muss-auf-den-Stundenplan.html, 2011). Die Fähigkeit, Informationen und Interpretationen kritisch prüfen zu können, soll zum Beispiel dabei hilfreich sein, sich gegen falsche, einseitige oder bewusst manipulative Medieninhalte zu immunisieren und eigenständige, solide begründete und geprüfte Standpunkte entwickeln zu können. Die Forderung nach der Förderung von kritischem Denken geht aber auch mit einem Misstrauen gegenüber den Bildungseinrichtungen einher, wie es das verwendete Zitat bereits andeutet: In Bildungseinrichtungen wird kritischen Denkens vernachlässigt, so der Tenor – auch und besonders in der Hochschullehre.

Empirisch hingegen lassen sich viele der belastenden Diagnosen hingegen nur schwer belegen. Das liegt unter anderem an dem Problem, kritisches Denken in ein beobachtbares, überprüfbares Konzept zu überführen und auf statistisch aussagekräftiger Ebene „messbar“ zu machen. Dennoch gibt es Untersuchungen, die der aufgestellten Behauptung auf den Grund gehen. Beispielsweise konnten Bargel, Heinke, Multrus und Willige (Das Bachelor- und Masterstudium im Spiegel des Studienqualitätsmonitors. Entwicklungen der Studienbedingungen und Studienqualität 2009 bis 2012. Von Deutsches Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung, http://www.dzhw.eu/pdf/pub_fh/fh-201402.pdf, 2014) in einer repräsentativen Langzeitstudie an deutschen Hochschulen zeigen, dass nur etwa die Hälfte der befragten Bachelor-Studierenden sich im kritischem Denken als eher stark und sehr stark gefördert eingeschätzt haben. Zudem habe die Förderung des kritischen Denkens insgesamt im betrachteten Zeitraum von 2009 bis 2012 deutlich nachgelassen (ebd., 2014). Kritisches Denken als Kompetenz stuften besonders Bachelor-Studierende aus den Sozial-, Kultur- oder Gesundheitswissenschaften als wichtig ein. In anderen Disziplinen wie etwa den Ingenieurwissenschaften wurde es dagegen viel weniger geschätzt und nachgefragt (ebd., 2014).

Zur Förderung des kritischen Denkens braucht es nicht zwingend schriftliche Bekundungen in bildungspolitischen Regelwerken oder groß angelegte Interventionsprojekte für die Lehre. Worauf es vor allem ankommt, ist das didaktische Wirken der Lehrenden, wenn es darum geht, Studierenden dabei zu helfen, ins eigenständige Denken und Hinterfragen zu kommen. In diesem Beitrag möchten wir deshalb zeigen, dass die Förderung kritischen Denkens nicht zwingend nach aufwendigen didaktischen Methoden oder einer völligen Änderung der Lehrkultur verlangen muss. Um die eigene Lehre zu reflektieren und gezielter didaktisch gestalten zu können, ist es in einem ersten Schritt wichtig, dass Lehrende sich bewusst machen, was kritisches Denken in ihrem Fachbereich bedeutet, welche Denkaktivitäten dazugehören, welche Methoden eingesetzt und nach welchen Kriterien als Maßstab das Denken beurteilt wird. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse einer umfangreichen Forschungsarbeit zur Förderung kritischen Denkens (Jahn, Kritisches Denken fördern können. Entwicklung eines didaktischen Designs zur Qualifizierung pädagogischer Professionals, Shaker Verlag, Aachen, 2012a) und konkreter Praxisbeispiele aus zwei unterschiedlichen Lehrkontexten, möchten wir mit dem Aufsatz dazu Impulse geben, was kritisches Denken als Konzept ausmacht und zeigen, wie es sich ganz konkret in der Hochschullehre fördern lässt. Lehrende sollen durch die Lektüre Anregungen erhalten, wie sie die vorgestellten Konzepte und Strategien für ihre eigene Lehre nutzen bzw. auf ihren eigenen Lehrkontext übertragen können.

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How to cite

APA:

Jahn, D., & Trautner, C. (2019). Denk doch mal scharf nach! Impulse zur Entwicklung von Strategien für die Förderung von kritischem Denken bei Studierenden. In David Kergel, Birte Heidkamp (Hrg.), Praxishandbuch Habitussensibilität und Diversität in der Hochschullehre. (S. 579-617). Wiesbaden: Springer VS.

MLA:

Jahn, Dirk, and Carmen Trautner. "Denk doch mal scharf nach! Impulse zur Entwicklung von Strategien für die Förderung von kritischem Denken bei Studierenden." Praxishandbuch Habitussensibilität und Diversität in der Hochschullehre. Hrg. David Kergel, Birte Heidkamp, Wiesbaden: Springer VS, 2019. 579-617.

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