Projekt PArC-AVE: Partizipation als Schlüssel für eine nachhaltige und effektive Bewegungsförderung in der KFZ-Ausbildung?

Grüne E, Popp J, Carl J, Pfeifer K (2020)


Publication Language: German

Publication Type: Book chapter / Article in edited volumes

Publication year: 2020

Publisher: DRV-Schriften

Edited Volumes: 29. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium: Prävention und Rehabilitation – der Betrieb als Partner (02. - 04. März 2020 in Hannover)

City/Town: Berlin

Book Volume: 20

Pages Range: 116-118

ISBN: 978-3-947949-11-3

URI: http://forschung.deutsche-rentenversicherung.de/ForschPortalWeb/ressource?key=tagungsband_29_reha_kolloqu.pdf

Open Access Link: http://forschung.deutsche-rentenversicherung.de/ForschPortalWeb/ressource?key=tagungsband_29_reha_kolloqu.pdf

Abstract

Hintergrund und Zielstellung: Für viele junge Menschen ist die Berufsausbildung der erste Schritt ins Berufsleben. Trotz ihres erst kürzlich erfolgten Eintritts in den Arbeitsmarkt sind junge Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer bereits erhöhten Gesundheitsrisiken ausgesetzt. Besonders hoch erscheinen gesundheitliche Belastungen in Berufen mit hohen körperlichen Anforderungen, wie sie z.B. in der Automobilindustrie auftreten (Betz et al., 2012). Gleichzeitig wird für Auszubildende von einem unzureichenden Bewegungsverhalten berichtet (Bonevski et al., 2013). Aufgrund der vielfältigen positiven gesundheitlichen Effekte körperlicher Aktivität werden verstärkt Maßnahmen zur Förderung der körperlichen Aktivität im Rahmen der betrieblichen Gesundheitsförderung auf den Weg gebracht. Im Bereich der beruflichen Bildung mangelt es allerdings an ebendiesen bewegungsförderlichen Maßnahmen.

Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich das Projekt PArC-AVE (Physical Activity-related Health Competence in Apprenticeship and Vocational Education) im Forschungsverbund Capital4Health im Sinne eines transdisziplinären Zugangs (Rütten et al., 2019) mit dem Thema der partizipativen Bewegungsförderung in der Ausbildung. Im Zuge dessen fokussiert das Projekt die Entwicklung und Stärkung der bewegungsbezogenen Gesundheitskompetenz (BGK) von Auszubildenden der KFZ-Mechatronik. Das Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, (1) die Eignung des kooperativen Planungsansatzes zur Entwicklung bewegungsförderlicher Interventionen zu prüfen und (2) die implementierten Interventionen hinsichtlich ihrer nachhaltigen Umsetzung und Effektivität zu evaluieren.

Methodik: Der kooperative Planungsansatz wurde als Interventionsstrategie gewählt, um in einem Bildungszentrum eines Automobilunternehmens unter Beteiligung relevanter Akteurinnen und Akteure aus Wissenschaft, Politik und Praxis strukturelle Veränderungen zur Förderung der Bewegung und BGK von Auszubildenden zu erzeugen. Die anschließende Prozess- sowie Ergebnisevaluation folgte einem „Mixed Methods“-Design, indem sowohl qualitative als auch quantitative Forschungsmethoden genutzt wurden. Zur Evaluation des Planungsprozesses und den daraus entstandenen Maßnahmen wurden semi-strukturierte Interviews mit beteiligten Akteurinnen und Akteure (n=6) durchgeführt. Die Auswertung dieser erfolgte anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse. Zudem wurde mit der Evaluation des Tutorensystems (Auszubildende als „Bewegungsförderungstutorinnen/-tutoren“ für Auszubildende) eine kooperativ entwickelte Maßnahme hinsichtlich ihrer Wirksamkeit auf das Bewegungsverhalten und die BGK untersucht. Diese Daten wurden im Rahmen einer längsschnittlichen Fragebogenerhebung mit Interventions- und Kontrollgruppe erhoben (n=73). Der Stichprobenvergleich erfolgte in SPSS mittels messwiederholter Varianzanalysen und t-Tests.

Ergebnisse: Im Zuge der Evaluation des kooperativen Planungsprozesses konnte eine Vielzahl neu geschaffener Ressourcen (z.B. finanziell, personell) und Möglichkeiten (z.B. Unterstützung von Vorgesetzten, Kooperation mit externen Dienstleistungsunternehmen) erfasst werden, die schließlich dazu geführt haben, Kapazitäten für Bewegungsförderung zu schaffen. So ist es mithilfe des kooperativen Planungsansatzes gelungen, verschiedene Maßnahmen zur Bewegungsförderung zu entwickeln und implementieren. Als ein Beispiel ist das Tutorensystem zu nennen, in dem interessierte Auszubildende zu Tutorinnen und Tutoren geschult wurden und seither als Bewegungsfördernde für ihre Mitauszubildenden tätig sind. Hinsichtlich der Effektivität des Tutorensystems auf das Bewegungsverhalten und die BGK der Tutorinnen und Tutoren (n=17) konnten trotz positiver Tendenzen einzelner Subdimensionen keine signifikanten Effekte festgestellt werden. Des Weiteren zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen der Interventions- und Kontrollgruppe hinsichtlich des Bewegungsverhaltens und der BGK der Auszubildenden.

Fazit: Die kooperative Planung erwies sich im Bildungszentrum eines Automobilunternehmens als erfolgreiche Interventionsstrategie zur Schaffung bewegungsförderlicher Strukturen und zur nachhaltigen Umsetzung einzelner bewegungsförderlicher Maßnahmen. Auf Individuumsebene konnte die Effektivität dieser Maßnahmen beispielhaft im Rahmen einer pilothaften Evaluierung des Tutorensystems nicht nachgewiesen werden. Daher erfordern elaborierte Nachweise zur Effektivität partizipativ entwickelter Maßnahmen zukünftig methodisch anspruchsvolle und umfangreiche Untersuchungen.

Betz, M., Graf-Weber, G., Kapelke, C., Wenchel, K. (2012): Gesundheitsförderung in der überbetrieblichen Ausbildung - am Beispiel des KFZ-Handwerks. Deutsche Medizinische Wochenschrift, 3. 589.

Bonevski, B., Guillaumier, A., Paul, C., Walsh, R. (2013): The vocational education setting for health promotion: a survey of students' health risk behaviours and preferences for help. Health Promotion Journal of Australia, 24. 185-191.

Rütten, A., Frahsa, A., Abel, T., Bergmann, M., Leeuw, E. de, Hunter, D., Jansen, M., King, A., Potvin, L. (2019): Co-producing active lifestyles as whole-system-approach: theory, intervention and knowledge-to-action implications. Health Promotion International, 34. 47-59.



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APA:

Grüne, E., Popp, J., Carl, J., & Pfeifer, K. (2020). Projekt PArC-AVE: Partizipation als Schlüssel für eine nachhaltige und effektive Bewegungsförderung in der KFZ-Ausbildung? In Haaf, Streibelt Weinbrenner, Mau (Hrg.), 29. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium: Prävention und Rehabilitation – der Betrieb als Partner (02. - 04. März 2020 in Hannover). (S. 116-118). Berlin: DRV-Schriften.

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Grüne, Eva, et al. "Projekt PArC-AVE: Partizipation als Schlüssel für eine nachhaltige und effektive Bewegungsförderung in der KFZ-Ausbildung?" 29. Rehabilitationswissenschaftliches Kolloquium: Prävention und Rehabilitation – der Betrieb als Partner (02. - 04. März 2020 in Hannover). Hrg. Haaf, Streibelt Weinbrenner, Mau, Berlin: DRV-Schriften, 2020. 116-118.

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