Wohlbefinden von Sekundarschüler/innen an innovativen Schulen

Hofmann F, Bonitz M, Lippert N, Gläser-Zikuda M (2017)


Publication Type: Conference contribution, Abstract of lecture

Publication year: 2017

Pages Range: 16

Conference Proceedings Title: Durch Bildung gesellschaftliche Herausforderungen meistern

Event location: Heidelberg

Abstract

Verständnis und Wahrnehmung von Innovation hängen von der Sichtbarkeit von Neuerungen, den Normen der jeweiligen Domäne, vom sozialen Umfeld und den Individuen ab (Reinmann, 2005). Innovation in der Schule bezogen auf verschiedene Ebenen, Inhalte, die Akteure und Prozesse ist ein zentrales Merkmal von Schulentwicklung (Holtappels, 2013), die häufig auf die Erhöhung der Unterrichtsqualität und des Schulklimas, speziell des Wohlbefindens (Hascher, 2004) der Akteure abzielt. Speziell in der Sekundarstufe, bedingt durch schulische Selektionsprozesse (Kramer, Helsper, Thiersch & Ziems, 2009), wird häufig ein Absinken des Wohlbefindens von Schüler/innen beobachtet. Daher wird der Frage nachgegangen, welche individuellen, sozialen und schulische Faktoren sich als Prädiktoren für das psychische und physische Wohlbefinden identifizieren lassen. Insbesondere interessiert, ob das Wohlbefinden von Schüler/innen sowie die Unterrichtsqualität im Vergleich zu anderen Schulen an innovativen Schulen höher ausgeprägt sind. Die Stichprobe umfasst 1.077 Schüler/innen der siebten bis neunten Klassenstufe aus 14 Sekundarschulen aus einem deutschen Bundesland. Alle Schulen sind in verschiedenen Schulnetzwerken aktiv und einige sind mehrfache Preisträger. Das Durchschnittsalter der Schüler/innen beträgt 14 Jahre (SD = 2.07), 50% davon sind weiblich. Die eingesetzten Skalen der querschnittlich angelegten Befragungsstudie, die im Schuljahr 2014/2015 stattfand, basieren überwiegend auf standardisierten Instrumenten. Das Wohlbefinden der Schüler/innen wurde mit zwei Skalen (Hascher, 2004) erhoben: Psychologisches Wohlbefinden/Schulischer Selbstwert (Beispielitem: „Ich habe keine Probleme die Anforderungen der Schule zu bewältigen“; alpha = .80) und physisches Wohlbefinden/Körperliche Beschwerden (Beispielitem: „In den letzten Wochen hatte ich Bauchschmerzen wegen der Schule“; a = .80). Eine Vielzahl an weiteren Konstrukten auf individueller und kontextueller Ebene wurde erhoben. Auf der individuellen Ebene wurde beispielsweise Lernfreude (Beispielitem: „Ich freue mich oft richtig auf den Unterricht;  a = .77) und Prüfungsangst (Beispielitem: „Ich bin sehr nervös“; a = .85) erfasst. Das soziale Umfeld wurde u.a. über die Fürsorglichkeit der Lehrkräfte (Beispielitem: „Unsere Lehrer kümmern sich um unsere Probleme“; a = .88) und die elterliche Unterstützung (Beispielitem: „Meine Eltern helfen mir beim Lernen“; a = .84) gemessen. Zudem wurde die Schul- und Unterrichtsqualität beispielsweise anhand der Skala schülerorientierter Unterricht (Beispielitem: „Sie/Er erklärt den Unterrichtsstoff verständlich“; a = .89) gemessen. Die interne Konsistenz aller Skalen ist mit Werten zwischen a = .71 und .94. zufriedenstellend bis sehr gut Die Korrelationsanalysen zeigen beispielsweise moderate Zusammenhänge zwischen dem psychischen Wohlbefinden und individuellen Faktoren (z.B. Schulleistung r = .44; p = .001 und Lernfreude r = .35; p = .001) und den Faktoren der Schul- und Unterrichtsqualität (z.B. schülerorientierter Unterricht r = .35; p = .001). Physisches Wohlbefinden/körperliche Beschwerden korrelieren moderat mit dem Unterrichtsdruck (r = .36; p = .001) und der Prüfungsangst (r = .47; p = .001). Die multiple Regressionsanalyse belegt, dass die schulische Selbstwirksamkeitserwartung (beta = .39; p = .001), schulische Herausforderung (beta =.23; p = .001) und Schulleistung (beta =.25; p = .001) Prädiktoren für das psychische Wohlbefinden sind (erklärte Varianz 41 %), während Prüfungsangst (beta =.38; p = .001), Identifikation mit der Schule (beta =.14; p = .01) und Unterrichtsdruck (beta =.14; p = .01) das physische Wohlbefinden (erklärte Varianz 25 %) vorhersagen. Bezüglich des schulischen Wohlbefindens besteht kein signifikanter Unterschied zwischen innovativen und weniger innovativen Schulen. An innovativen Schulen ist allerdings erwartungsgemäß ein höheres Niveau an intrinsischer Motivation (t = 4.54; p = .000), ein höheres Gemeinschafts- (t = 3.81; p = .000) und Selbstbestimmungserleben (t = 2.52; p = .012) und ein geringerer Unterrichtsdruck (t = 2.10; p = .037) zu beobachten. Zentrale Befunde der Studie werden präsentiert und im Hinblick auf die Bedeutung innovativer Schulen für die Förderung von Wohlbefinden diskutiert. Methodische Limitationen wie Implikationen der Studie werden adressiert.

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How to cite

APA:

Hofmann, F., Bonitz, M., Lippert, N., & Gläser-Zikuda, M. (2017, March). Wohlbefinden von Sekundarschüler/innen an innovativen Schulen. Paper presentation at GEBF-Tagung „Durch Bildung gesellschaftliche Herausforderungen meistern“, Heidelberg.

MLA:

Hofmann, Florian, et al. "Wohlbefinden von Sekundarschüler/innen an innovativen Schulen." Presented at GEBF-Tagung „Durch Bildung gesellschaftliche Herausforderungen meistern“, Heidelberg 2017.

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