Die Privatsammlung Georg Dehn und die Antikensammlung Erlangen (Dehn)

Third party funded individual grant


Acronym: Dehn

Start date : 01.05.2021

End date : 31.08.2021


Project details

Short description

In dem Projekt werden die Hintergründe und Umstände des Verkaufs der Münchner Privatsammlung „Dehn“ untersucht, von der zahlreiche Stücke Ende der 30er und Anfang der 40er Jahre des 20. Jahrhunderts in die Erlanger Antikensammlung gelangten. Erste Nachforschungen ergaben, dass es sich nicht, wie bisher gedacht, um den Verkauf aus dem Nachlass eines Sammlers durch dessen „Witwe“ Wiltrud Dehn handelte. Stattdessen ereignete sich der Verkauf zu Lebzeiten des Sammlers Georg Dehn – nach den rassistischen Kriterien nationalsozialistischer Ideologie ein „Nicht-Arier“ –, und wurde vermutlich nur nominell von seiner – nach denselben Kriterien „arischen“ – Frau durchgeführt, ein halbes Jahr vor der Flucht der Familie nach Ecuador.

Scientific Abstract

Im Rahmen der Arbeiten am dritten Band des Corpus Vasorum Antiquorum, Antikensammlung Erlangen, fiel auf, dass viele der zu bearbeitenden attisch rotfigurigen Keramikfragmente im Jahr 1939 angekauft wurden, von einer in der Forschung bislang unbekannten Münchner Privatsammlung „Dehn“. Erste Nachforschungen ergaben, dass es sich nicht, wie bisher gedacht und durch die Dokumentation in der Antikensammlung nahegelegt, um den Verkauf aus dem Nachlass eines Sammlers durch dessen (vermeintliche, wie sich herausstellte) „Witwe“ Wiltrud Dehn handelte (vgl. CVA Erlangen 1, 9 mit Anm. 12). Stattdessen ereignete sich der Verkauf zu Lebzeiten des Sammlers Georg Dehn – nach den rassistischen Kriterien nationalsozialistischer Ideologie ein „Nicht-Arier“ –, und wurde vermutlich nur nominell von seiner – nach denselben Kriterien „arischen“ – Frau durchgeführt, ein halbes Jahr vor der Flucht der Familie nach Ecuador.
Es ließen sich Belege finden, dass sich der damalige Leiter der Antikensammlung und Professor für Klassische Archäologie Georg Lippold (1885–1954) (und der Sammler Georg Dehn (1887–1967) aus gemeinsamer Zeit an der Universität München in den Jahren vor dem Ersten Weltkrieg persönlich kannten. Dokumente im Archiv der Antikensammlung belegen, dass Lippold zur selben Zeit 1939 privat weitere Objekte verschiedenster Gattungen der Sammlung Dehn erwarb, die er jedoch wenig später (1941 und 1942) der Antikensammlung, der er selbst vorstand, weiterverkaufte, und wo er sie von Anfang an deponiert hatte.
Die bisher ermittelten Umstände des Verkaufs der Privatsammlung Georg Dehn lassen darauf schließen, dass der Entschluss Georg Dehns, seine Sammlung zu verkaufen, grundsätzlich deswegen erfolgte, weil er vor der Verfolgung durch das NS-Regime aus dem Land fliehen musste. Die Hintergründe des Verkaufs sind bislang weder vollständig erforscht noch dokumentiert. Das von Mai bis August 2021 vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste geförderte Projekt soll diese Lücke schließen und die Vorgänge des Verkaufs und die Hintergründe und Motivationen der Beteiligten durch eine systematische Recherche klären, dokumentieren und zum ersten Mal bekanntmachen.

Die Nachforschungen erfolgen mit freundlicher Unterstützung durch die Familien Dehn und Lippold, bei denen wir uns an dieser Stelle bedanken möchten.

Ergebnisse des Forschungsprojekts werden am 15. Juli 2021 im Rahmen eines Vortrags von Dr. Georg Gerleigner im Archäologischen Kolloquium vorgestellt.

Einige frühe Erkenntnisse sind zudem in die virtuellen Ausstellung „Kreuz und quer: Lebensgeschichten antiker Objekte“ am Institut für Klassische Archäologie der FAU eingeflossen.

Involved:

Contributing FAU Organisations:

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