Ressourcenorientierter Umgang mit Belastungen in inklusiven Settings im Lehramtsstudium

Internally funded project


Start date : 01.01.2021


Project details

Scientific Abstract

Im Zuge der Ratifizierung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung sowie der Flucht- und Migrationsbewegungen erweitert sich die Heterogenität der Schülerinnen und Schüler stetig und führt zu einer Veränderung der beruflichen Arbeitsaufgaben und Anforderungen der Lehrkräfte, wodurch auch die Belastungen von Lehrkräften an Grundschulen zunehmen können (Peperkorn & Horstmann, 2018). Empirische Untersuchungen zeigen, dass bereits bei Lehramtsstudierenden negative Belastungs- und Bewältigungsmuster in inklusiven Settings zu finden sind, welche vor allem während Praxisphasen des Lehramtsstudiums zunehmen (Holtz, 2014; Krawiec et al., 2019). Diese Belastungen können sowohl unterrichtsbezogene Konsequenzen auf Seiten der Schülerinnen und Schüler als auch gesundheitsrelevante Folgen wie beispielsweise Burnout für die (angehende) Lehrperson nach sich ziehen (Schaarschmidt, 2007; Klusmann & Richter, 2014; Kerkhoff, 2019). Theorieübergreifend wird für ein erfolgreiches individuelles Belastungsmanagement die Relevanz des Verhältnisses von Anforderungen und Ressourcen betont (Bakker & Demerouti, 2007; Hobfoll, 1989). Ungeklärt bleibt bislang, was von den Lehramtsstudierenden in inklusiven Settings als besonders belastend wahrgenommen wird und welche Ressourcen bzw. welche Strategien sie im Umgang mit Belastungen bereits kennen. Zudem lassen sich in der universitären Lehrkräfteausbildung bislang kaum Lerngelegenheiten finden, welche den Umgang mit Belastungen in inklusiven Settings im Sinne einer Förderung der gesundheitsbezogenen Kompetenzen in den Fokus nehmen (Lamanauskas, 2018). 

Fragestellungen

Die Dissertation hat sich daher zum Ziel gesetzt, die Fortbildungskonzeption „LehrKRÄFTE schonen und sinnvoll einsetzen“ (Elting et al., 2021) zum Umgang mit Belastungen in inklusiven Settings für Lehramtsstudierende zu adaptieren und weiterzuentwickeln und in Lerneinheiten eines universitären Seminars zu integrieren. Ziel des Seminars ist es, im Sinne des Empowerment-Ansatzes (Kliche & Kröger, 2008) bereits im Lehramtsstudium frühzeitig die Ressourcen der Lehramtsstudierenden zum Umgang mit Belastungen in inklusiven Settings auf- und auszubauen. Von Interesse ist dabei die Hauptfragestellung des Dissertationsprojekts, welche Belastungen die Lehramtsstudierenden in inklusiven Settings wahrnehmen, welche Ressourcen sie zum Umgang mit Belastungen angeben und wie hoch der Lernnutzen des Seminars eingeschätzt wird. 

Methodisches Vorgehen

Für eine Vorstudie nahmen im Wintersemester 2021/22 N=23 Lehramtsstudierende an einem universitären Seminar zum Thema Umgang mit Belastungen in inklusiven Settings zur Pilotierung der Intervention und der Messinstrumente teil. In der Hauptstudie ab April 2022 werden die Lerneinheiten in weitere universitäre Seminare integriert. Die fragebogenbasierte Evaluation erfolgt im Rahmen eines Prä-Post-Designs zu dem Belastungserleben und den Ressourcenbereichen der Studierenden sowie zu dem eingeschätzten Lernnutzen, der Transferwirkung und der Wirkung auf die Selbstwirksamkeit des Seminars. 


Literaturangaben

Peperkorn, M. & Horstmann, D. (2018): Gesundheitserleben von Lehrkräften im inklusiven Unterricht. In: Prävention und Gesundheitsförderung (15), S. 607-613.

Elting, C., Baumann, R., Martschinke, S., Grüning, M., Niessen, C., Kopp, B. & Oetjen, B. (2021). LehrKRÄFTE schonen und sinnvoll einsetzen: Konzeption und erste Evaluation einer fallbasierten Fortbildung für Lehrkräfte zum Umgang mit Belastungen in inklusiven Settings. In N. Böhme, B. Dreer, H. Hahn, S. Heinecke, G. Mannhaupt & S. Tänzer (Hg.), Eine Schule für alle - 100 Jahre Grundschule - Mythen, Widersprüche, Gewissheiten. Springer VS.

Kliche, T., Kröger, G. (2008). Empowerment in Prävention und Gesundheitsförderung – Eine konzeptkritische Bestandsaufnahme von Grundverständnissen, Dimensionen und Erhebungsproblemen. Gesundheitswesen, 70 (12), 715–720.

Lamanauskas, V. (2018). Teacher health literacy: why does it matter?. Problems of Education in the 21st Century, 76(1), 4–6.

Bakker, A., & Demerouti, E. (2007). The Job Demands‐Resources Model: State of the Art. Journal of Managerial Psychology, 22 (3), 309–328.

Hobfoll, S. E. (1989). Conservation of resources. A new attempt at conceptualizing stress. American Psychologist, 44 (3), 513-524.

Kerkhoff, M. (2019). Verhaltensmuster von Studierenden des Lehramts für die Primarstufe. In Donie, C. (Hrsg.) Grundschulpädagogik zwischen Wissenschaft und Transfer. Wiesbaden: Springer.

Krawiec, V., Fischer, A., & Hänze, M. (2019). Anforderungen und Erschöpfung während Schulpraktika im Lehramtsstudium. In I. Ulrich & A. Gröschner (Hrsg.), Edition Zeitschrift für Erziehungswissenschaft: Vol. 9. Praxissemester im Lehramtsstudium in Deutschland: Wirkungen auf Studierende (265–287). Wiesbaden: Springer.

Holtz, P. (2014). „Es heißt ja auch Praxissemester und nicht Theoriesemester“: Quantitative und qualitative Befunde zum Spannungsfeld zwischen „Theorie“ und „Praxis“ im Jenaer Praxissemester. In K. Kleinespel (Hrsg.), Ein Praxissemester in der Lehrerbildung: Konzepte, Befunde und Entwicklungsperspektiven am Beispiel des Jenaer Modells (S. 97–118). Bad Heilbrunn.

Schaarschmidt U., Kieschke U. (2007). Gerüstet für den Schulalltag. Psychologische Unterstützungsangebote für Lehrerinnen und Lehrer. Weinheim/Basel: Beltz.

Klusmann, U. & Richter, D. (2014). Beanspruchungserleben von Lehrkräften und Schülern in der Primarstufe. Zeitschrift für Pädagogik, 60 (2), 202-224.


Involved:

Contributing FAU Organisations:

Research Areas