Sichtweisen von Grundschullehramtsstudierenden auf das Kinderrecht auf Partizipation

Internally funded project


Start date : 01.11.2018

End date : 31.12.2020

Website: https://www.grundschulforschung.phil.fau.de


Project details

Scientific Abstract

Theorie und Forschungsstand

In den Artikeln 12 und 13 der UN-Kinderrechtskonvention wird jedem Kind das Recht auf Äußerung und Berücksichtigung der eigenen Meinung zugesprochen. Ein Kernbereich des Bildungs- und Erziehungsauftrag der Schule stellt die Verwirklichung der Kinderrechte dar. Für Unterricht und Schule bedeutet dies neben der Vermittlung der Kinderrechte auch die Eröffnung von Partizipationsgelegenheiten (KMK 2018). In den Leitlinien des LehrplanPLUS für bayerische Grundschulen findet sich ebenfalls eine Verankerung des Rechts der Grundschüler*innen auf Partizipation. Zur Umsetzung sollen Kinder an Entscheidungen beteiligt werden, dabei sie sollen zu aktiven Mitgestaltenden werden. Damit diese Partizipation gelingen kann, müssen auch Lehrkräfte „eine neue Rolle und Haltung“ einnehmen (Leitlinien LehrPLUS, S. 11). Eine verstärkte Einbindung von Schüler*innen in unterrichtliche und schulische Aktivitäten kann zu einer Steigerung der Motivation (z.B. Deci & Ryan 1993), der Lebenszufriedenheit (Pupeter & Schneekloth 2018) oder einer verbesserten Lehrer-Schüler-Beziehung (Helsper et al. 2006) führen. Die Partizipation von Schüler*innen ist mit Herausforderungen an Lehrkräfte verbunden, das geforderte neue Rollenverständnis kann zu Konflikten mit bereits vorhandenen, subjektiven Theorien führen (Strauss et al. 2017). Partizipationserfahrungen in Schulzeit, Hochschule und Praktika im Lehramtsstudium prägen das spätere unterrichtliche Handeln und somit auch das eigene Rollenverständnis (Wiedemair, 2011, S. 162). Schüler*innen werden vor allem in Randbereiche des Schullebens, z.B. bei außerunterrichtlichen Aktivitäten wie Schulfesten, einbezogen, eher selten hingegen können Schüler*innen bei Methodik, Unterrichtsinhalt und -form mitbestimmen (Wetzelhütter et al. 2013).


Fragestellungen

Das Forschungsprojekt widmet sich der Frage nach dem Grad der Umsetzung und Thematisierung von Kinderrechten, v.a. in Hinblick auf die Artikel 12 und 13 der UN-Kinderrechtskonvention in der Grundschule. Dabei soll der Fokus auf die Lehrerbildung gerichtet werden und im ersten Schritt Präkonzepte Studierender des Lehramts Grundschule im Hinblick auf die Umsetzung in Schule und Unterricht erfasst werden.

Leitende Fragestellungen sind:

1. Was wissen Grundschullehramtsstudierende zu Studienbeginn über Kinderrechte im Allgemeinen bzw. das „Kinderrecht auf Mitbestimmung“?

2. Welche Möglichkeiten zur Umsetzung des Kinder „Kinderrechts auf Mitbestimmung“ können sich Grundschullehramtsstudierende vorstellen?


Erhebungsmethode

Zur Erfassung der Sichtweisen von Studierenden auf das Recht der Kinder, mitbestimmen zu dürfen, wurden Grundschullehramtsstudierende anhand von Fragebögen und in Gruppendiskussionen befragt. Hierbei wurde das Wissen über Kinderrechte und Umsetzungsmöglichkeiten, eigene Erfahrungen bezüglich der Umsetzung (in der eigenen Schulzeit und im Schulpraktikum) sowie Erwartungen bzw. Befürchtungen an eine Partizipation von Grundschüler*innen erfasst.


Zwischenstand

Die ersten Ergebnisse zeigen ein geringes Wissen der Studierenden über Kinderrechte, dabei wird dem Kinderrecht auf Mitbestimmung im Vergleich zu anderen Kinderrechten eher wenig Bedeutung beigemessen. Die Studierenden verfügen einerseits nur geringfügig über Ideen und Wissen zur konkreten Umsetzung, was die wenigen Erfahrungen aus der eigenen Schulbiografie und in den Lehramtspraktika widerspiegelt. Genannte Ideen beziehen sich dabei fast ausschließlich auf das Schulleben, während Möglichkeiten im konkreten Unterrichtsalltag im Klassenzimmer eher einen „blinden Fleck“ darstellen. Es zeigt sich andererseits, dass insgesamt in dem Kinderrecht auf Mitbestimmung Chancen für Lehrer*innen und Schüler*innen gesehen werden.


Literaturangaben


Bayerisches Staatsministerium für Bildung und Kultus, Wissenschaft und Kunst (2014): LehrplanPLUS Grundschule. Lehrplan für die bayerische Grundschule.

Deci, E.L. & Ryan, R.M. (1993). Die Selbstbestimmungstheorie der Motivation und ihre Bedeutung für die Pädagogik. In: Zeitschrift für Pädagogik (39)2, S. 223-238.

Helsper, W., Böhm-Kasper, O. & Sandring, S. (2006). Die Ambivalenzen der Schülerpartizipation – Partizipationsmaße und Sinnmuster der Partizipation im Vergleich. In W. Helsper et al. (Hrsg): Unpolitische Jugend? S. 310-339. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Kultusministerkonferenz (2018): Menschenrechtsbildung in der Schule (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 04.12.1980 i.d.F. vom 11.10.2018). 

Pupeter, M. & Schneekloth, U. (2018). Selbstbestimmung: Selbstständigkeit und Wertschätzung. In: World Vision Deutschland e.V. (Hrsg.): Kinder in Deutschland 2018. 4. World Vision Kinderstudie. S. 148-195. Weinheim, Basel: Beltz.

Strauss, N., Zala-Mezo, E., Herzig, P., Häbig, J. & Müller-Kuhn, D. (2017). Partizipation von Schülerinnen und Schülern ermöglichen: Perspektiven von Lehrpersonen. In: Journal für Schulentwicklung 4, S. 13-21.

Wetzelhütter, D., Paseka, A. & Bacher, J. (2013) Partizipation in der Organisation Schule aus der Perspektive der Schülerinnen und Schüler. In S. Weber, M. Göhlich, A. Schröer, C. Fahrenwald & H. Macha (Hrsg.): Organisation und Partizipation. Organisation und Pädagogik. S. 157-166. Wiesbaden: Springer VS.

Wiedemair, Andrea (2011): Partizipation in der Volksschule. Analyse Subjektiver Theorien von Lehrerinnen und Lehrern. In A. Gastager, J.-L. Patry & K. Gollackner (Hrsg.): Subjektive Theorien über das eigene Handeln und Tun. S. 157-170. Innsbruck, Wien, Bozen: StudienVerlag.

Vereinte Nationen (1989): Übereinkommen über die Rechte des Kindes. New York. www.netzwerk-kinderrechte.de

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