Zielführende Betriebsprüfungen durch Nutzung von 'Alternative Data'

Third party funded individual grant


Start date : 01.01.2020

End date : 31.12.2020


Project details

Short description

Im Rahmen des Steuerverfahrens muss die Finanzverwaltung sowohl Unternehmen für die Betriebsprüfung auswählen als auch innerhalb der Unternehmen steuerliche Risikoschwerpunktbereiche identifizieren.

Traditionell stützt die Verwaltung sich dabei auf Veranlagungsdaten (Stammdaten und Jahresdaten), Kennzahlenvergleiche mit anderen Unternehmen sowie ggf. auf E-Bilanz-Daten (vgl. Henselmann / Haller: Potentielle Risikofaktoren in der E-Bilanz-Taxonomie für die Erhöhung der Betriebsprüfungswahrscheinlichkeit, in: Deutsches Steuerrecht DStR 20/2018).

Anhaltspunkte können künftig auch die Meldepflichten des sog. Country-by-Country-Reporting (§§ 138a ff. AO) und die Meldepflichten für Steuergestaltungen (EU-Amtshilferichtlinie) bieten. Hierbei handelt es sich jedoch um ungeprüfte Daten, deren Vollständigkeit und Richtigkeit gerade bei „aggressiven“ Steuerpflichtigen nicht pauschal unterstellt werden kann.

Sinnvoll erscheinen somit auch andere Datenquellen, sog. „Alternative Data“. Dieser Begriff stammt eigentlich aus der Jahresabschlussanalyse und meint dort alle Datenquellen außerhalb der Rechnungslegung des Unternehmens, die geeignet sind, die in der Finanzberichterstattung des Unternehmens gemachten Aussagen zu bestätigen oder eben zu widerlegen. Diesen Grundgedanken kann man auch auf das Besteuerungsverfahren übertragen.

Die Verfügbarkeit alternativer Datenquellen im Internet steigt stetig an. Eine zentrale Sammlung stellt OpenCorporates dar: „OpenCorporates is the largest open database of companies and company data in the world, with in excess of 100 million companies in a similarly large number of jurisdictions. Our primary goal is to make information on companies more usable and more widely available for the public benefit, particularly to tackle the use of companies for criminal or anti-social purposes, for example corruption, money laundering and organised crime.“ (Quelle: https://opencorporates.com/info/about). Online stehen auch Stellenanzeigen, Arbeitgeberbewertungen (z.B. kununu) und die regionale (Wirtschafts-)Presse für Recherchen zur Verfügung. Weitere Sammlungen von bereits semantisch strukturierten Daten finden sich u.a. über die „Linked Open Data Cloud“ (https://lod-cloud.net).

Eine IT-gestützte Erschließung dieser Daten könnte die Finanzverwaltung auf Unstimmigkeiten zur Steuerdeklaration oder besondere Risikoquellen hinweisen. Alternative Data kann somit nicht nur die risikoorientierte Unternehmensauswahl verbessern, sondern auch die Betriebsprüfungen zielgerichteter und damit möglicherweise schneller und zugleich intensiver machen.

In dem Forschungsprojekt geht es in einem ersten Schritt darum, eine umfassende Auswahl von Alternative Data zu identifizieren, zu analysieren und zu beurteilen sowie aufzuzeigen, auf welche Weise diese bei der Unternehmensauswahl bzw. Schwerpunktsetzung im Zuge der Betriebs­prüfung dienlich sein können.

In einem zweiten Schritt soll prototypisch gezeigt werden, wie konkrete Datenabfragen für ausgewählte Fragestellungen im Kontext der Betriebsprüfung aussehen könnten.

Viele der Quellen, welche zu Zwecken der Außenprüfung von den Betriebsprüfern genutzt werden können, eignen sich potenziell auch um Informationsasymmetrien anderer Stakeholdergruppen wie Mitarbeitern, Kreditgebern oder Unternehmenserwerbern abzubauen.

Scientific Abstract

Im Rahmen des Steuerverfahrens muss die Finanzverwaltung sowohl Unternehmen für die Betriebsprüfung auswählen als auch innerhalb der Unternehmen steuerliche Risikoschwerpunktbereiche identifizieren.

Traditionell stützt die Verwaltung sich dabei auf Veranlagungsdaten (Stammdaten und Jahresdaten), Kennzahlenvergleiche mit anderen Unternehmen sowie ggf. auf E-Bilanz-Daten (vgl. Henselmann / Haller: Potentielle Risikofaktoren in der E-Bilanz-Taxonomie für die Erhöhung der Betriebsprüfungswahrscheinlichkeit, in: Deutsches Steuerrecht DStR 20/2018).

Anhaltspunkte können künftig auch die Meldepflichten des sog. Country-by-Country-Reporting (§§ 138a ff. AO) und die Meldepflichten für Steuergestaltungen (EU-Amtshilferichtlinie) bieten. Hierbei handelt es sich jedoch um ungeprüfte Daten, deren Vollständigkeit und Richtigkeit gerade bei „aggressiven“ Steuerpflichtigen nicht pauschal unterstellt werden kann.

Sinnvoll erscheinen somit auch andere Datenquellen, sog. „Alternative Data“. Dieser Begriff stammt eigentlich aus der Jahresabschlussanalyse und meint dort alle Datenquellen außerhalb der Rechnungslegung des Unternehmens, die geeignet sind, die in der Finanzberichterstattung des Unternehmens gemachten Aussagen zu bestätigen oder eben zu widerlegen. Diesen Grundgedanken kann man auch auf das Besteuerungsverfahren übertragen.

Die Verfügbarkeit alternativer Datenquellen im Internet steigt stetig an. Eine zentrale Sammlung stellt OpenCorporates dar: „OpenCorporates is the largest open database of companies and company data in the world, with in excess of 100 million companies in a similarly large number of jurisdictions. Our primary goal is to make information on companies more usable and more widely available for the public benefit, particularly to tackle the use of companies for criminal or anti-social purposes, for example corruption, money laundering and organised crime.“ (Quelle: https://opencorporates.com/info/about). Online stehen auch Stellenanzeigen, Arbeitgeberbewertungen (z.B. kununu) und die regionale (Wirtschafts-)Presse für Recherchen zur Verfügung. Weitere Sammlungen von bereits semantisch strukturierten Daten finden sich u.a. über die „Linked Open Data Cloud“ (https://lod-cloud.net).

Eine IT-gestützte Erschließung dieser Daten könnte die Finanzverwaltung auf Unstimmigkeiten zur Steuerdeklaration oder besondere Risikoquellen hinweisen. Alternative Data kann somit nicht nur die risikoorientierte Unternehmensauswahl verbessern, sondern auch die Betriebsprüfungen zielgerichteter und damit möglicherweise schneller und zugleich intensiver machen.

In dem Forschungsprojekt geht es in einem ersten Schritt darum, eine umfassende Auswahl von Alternative Data zu identifizieren, zu analysieren und zu beurteilen sowie aufzuzeigen, auf welche Weise diese bei der Unternehmensauswahl bzw. Schwerpunktsetzung im Zuge der Betriebs­prüfung dienlich sein können.

In einem zweiten Schritt soll prototypisch gezeigt werden, wie konkrete Datenabfragen für ausgewählte Fragestellungen im Kontext der Betriebsprüfung aussehen könnten.

Viele der Quellen, welche zu Zwecken der Außenprüfung von den Betriebsprüfern genutzt werden können, eignen sich potenziell auch um Informationsasymmetrien anderer Stakeholdergruppen wie Mitarbeitern, Kreditgebern oder Unternehmenserwerbern abzubauen.

Involved:

Contributing FAU Organisations:

Funding Source

Research Areas