Lernemotionen von Studierenden in verschiedenen Lehr-Lernsettings

Hofmann F, Stephan M, Fuchs K, Jacob B, Markus S, Gläser-Zikuda M (2018)


Publication Language: German

Publication Type: Conference contribution, Abstract of a poster

Publication year: 2018

Event location: Lüneburg

Abstract

Hochschuldidaktische Forschung konzentriert sich bislang vornehmlich auf die Analyse und Wirksamkeit von Lehrkonzepten mit Blick auf die Entwicklung von Lehrkompetenzen einerseits und kognitive Aspekte von Lernprozessen andererseits. Mit dem sogenannten “Shift from teaching to learning” wird das Lernen von Studierenden seit geraumer Zeit als konstruktivistischer Prozess verstanden (vgl. Postareff & Lindblom-Ylänne, 2011). Unstrittig ist, dass Lern- und Lehrprozesse nicht nur durch kognitive, sondern auch affektive Aspekte beeinflusst werden. Allerdings wurde insbesondere die Rolle von Emotionen in diesem Zusammenhang, bis auf wenige Ausnahmen (Hagenauer, Gläser-Zikuda, & Moschner, 2017), bislang kaum untersucht. Besonders die Bedeutung von eher studierendenorientierten Lehrkonzepten für das emotionale Erleben, und schlussendlich für den erfolgreichen Lernprozess von Studierenden, wurde bisher kaum fokussiert.

Die vorliegende Studie untersucht daher auf der Basis des Kontroll-Wert-Ansatzes von Pekrun (2006) die lern– und lehrbezogenen Emotionen von Studierenden in zwei hochschuldidaktisch unterschiedlichen Settings. Über die Variation des Lehrkonzepts (studierenden- versus lehrendenzentriert) wird geprüft, ob in einem studierendenorientierten Lehrsetting positive Lernemotionen überwiegen, und mit welchen Lehrphasen und didaktisch-methodischen Bedingungen positive und negative Emotionen einhergehen.

Die Stichprobe der quasi-experimentellen Studie umfasst 219 Lehramtsstudierende an einer bayerischen Universität. Die Teilnehmer/innen stammen aus neun Seminarveranstaltungen der Schulpädagogik. Das Durchschnittsalter der Studierenden beträgt 21 Jahre (SD = 4.3), 79 Prozent davon sind weiblich, 92 Prozent studieren im ersten Hochschulsemester. Sie haben die entsprechenden Seminare, die von zwei verschiedenen Dozent/innen angeboten werden, selbst gewählt und nahmen freiwillig an der Studie teil.

Im Sinne eines Mixed-Method-Designs wurden Fragebogenerhebungen zu mehreren Messzeitpunkten (Pre-, Post- und Prozess-Erhebungen) und Videoanalysen mehrerer Lehrveranstaltungen durchgeführt. Erfasst wurden neben soziodemographischen Daten u.a. die studienbezogene Selbstwirksamkeit, wahrgenommene Qualität der Lehrveranstaltung, Lern- und Leistungsemotionen (AEQ), Trait-Emotionen in schulpädagogischen Lehrveranstaltungen (inhaltsbezogene Kontrolle und inhaltsbezogener Wert), Autonomiegewährung und
–unterstützung, Studierendenpartizipation, Lern- und Leistungsmotivation, die allg. Lebenszufriedenheit, Wohlbefinden sowie Studienzufriedenheit und –interesse .

Die interne Konsistenz der Skalen (durchgehend Likert-Skala) im Pretest ist mit Werten zwischen a = .73 und a = .96 zufriedenstellend bis sehr gut. Erste Auswertungen der Pre-Testung zeigen, dass eine mittlere bis hohe Lern- und Leistungsmotivation vorliegt (z.B. Lernzielorientierung M = 4.1; SD = .52). Insgesamt ist der größte Teil der Studierenden mit dem Inhalt des Studiums durchaus zufrieden (M = 4.0; SD = .71), die Bedingungen (M = 2.1; SD = .64) und Belastungen (M = 2.1; SD = .61) werden eher kritisch gesehen. Das Studieninteresse für den Fachbereich Schulpädagogik ist mittelmäßig ausgeprägt (M = 2.9; SD = .68). Ihre studienbezogene Selbstwirksamkeit (bezogen auf Schulpädagogik) schätzen die Studierenden eher höher ein (M = 3.44; SD = .56), auch die Bedeutung des Faches Schulpädagogik wird eher stärker eingestuft (M = 3.71; SD = .66). Mit der Qualität der Lehrveranstaltung sind die Studierenden vor der Intervention (nach 10 Lehrveranstaltungsstunden) sehr zufrieden (M = 4.4; SD = .52). Die Beteiligung an der Lehrveranstaltung (Studierendenpartizipation) wird recht positiv bewertet (M = 3.8; SD = .78). Der AEQ zeigt, dass negative Lernemotionen nur sehr gering ausgeprägt sind: Ärger (M = 1.3; SD = .39), Angst (M = 1.6; SD = .50), Scham (M = 1.5; SD = .52) und Hoffnungslosigkeit (M = 1.3; SD = .45). Auch Langeweile (M = 2.0; SD = .85) wird kaum erlebt, obwohl das emotionale Erleben der Studierenden hier durchaus streut. Stolz (M = 2.5; SD = .69), Freude (M = 3.1; SD = .76) und Hoffnung (M = 3.4; SD = .65) werden demgegenüber häufiger erlebt. Der eingereichte Beitrag wird auf die lernemotionsbezogene Effekte aus dem Vergleich der beiden Lehrarrangements im Rahmen der quasi-experimentellen Studie fokussieren. Die Videoanalysen von Lernemotionen und hochschuldidaktischen Charakteristika werden exemplarisch präsentiert. Die Ergebnisse werden in Hinblick auf die Bedeutung von Lernemotionen für Lernprozesse von Studierenden sowie unter hochschuldidaktischen Gesichtspunkten diskutiert.

Schlagwörter: Lernemotionen, Hochschuldidaktik, Studierende, Mixed Methods

Literaturangaben

Hagenauer, G., Gläser-Zikuda, M., & Moschner, B. (2017, online first). University students’ emotions, life-satisfaction and study commitment: a self-determination theoretical perspective. Journal of Further and Higher Education, 27(2), 1–19. Doi: 10.1080/0309877X.2017.1323189

Pekrun, R. (2006). The Control-Value Theory of Achievement Emotions: Assumptions, Corollaries, and Implications for Educational Research and Practice. Educational Psychology Review, 18 (4), 315–341.

Postareff, L. & Lindblom-Ylänne, S. (2011). Emotions and confidence within teaching in higher education. Studies in Higher Education, 36 (7), 799–813.

 

 

 


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How to cite

APA:

Hofmann, F., Stephan, M., Fuchs, K., Jacob, B., Markus, S., & Gläser-Zikuda, M. (2018, September). Lernemotionen von Studierenden in verschiedenen Lehr-Lernsettings. Poster presentation at AEPF-Tagung "Lehrer. Bildung. Gestalten", Lüneburg.

MLA:

Hofmann, Florian, et al. "Lernemotionen von Studierenden in verschiedenen Lehr-Lernsettings." Präsentiert bei AEPF-Tagung "Lehrer. Bildung. Gestalten", Lüneburg 2018.

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