Adelsverflechtungen zwischen Romania und Germania am Beispiel der historischen Gebiete des Grenzraums „Saar-Lor-Lux“ (ca. 1600−1737)

Internally funded project


Start date : 01.04.2020


Project details

Scientific Abstract

Das Vorhaben ist als Postdoc-Projekt konzipiert und thematisch im Bereich der Neueren Geschichte, Schwerpunkt 17. und frühes 18. Jahrhundert, angesiedelt. Ziel ist die Erforschung grenzübergreifender Transferprozesse am Beispiel ausgewählter Adelsverbindungen in den historischen Gebieten einer heutigen europäischen Binnenregion (Großregion bzw. "Saar-Lor-Lux"). Das Projekt folgt neueren, transfer- bzw. verflechtungshistorischen Ansätzen und erprobt diese anhand von Geschehenszusammenhängen lokaler bzw. regionaler Tragweite, wie sie auch in mikrohistorischen Untersuchungen Beachtung finden. Im Mittelpunkt stehen klassische Formen adeliger Herrschaftsausübung und Selbsterhaltungsstrategien, welche geographische, sprachliche, kulturelle oder konfessionelle Transgressionen aufwiesen, vor allem (I) höfische und geistliche Laufbahnen, (II) Heiratsprojekte sowie (III) Migrationen und kulturelle Transferprozesse (Menschen, Tiere, Güter), die zuweilen mit (I) und (II) einhergingen. Ausgangspunkt ist eine Erhebung von familienbezogenen Akten und Amtsbüchern in den jeweiligen Kommunal- und Landesarchiven respektive Nationalarchiven, darunter Korrespondenzen adeliger Familienmitglieder, Inventare, administrative Schriftwechsel und Zeugnisse der Standeskorporationen. Das Erkenntnisinteresse ist auf zwei Ebenen anzusiedeln. Zum einen sollen Mechanismen sprachlicher und kultureller Übersetzungsprozesse in kleinen Räumen sondiert werden. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Alteritätserfahrungen, die eher bei sprachlichen Verständigungsproblemen, kulturellen Missverständnissen und politischen Konflikten als in 'erfolgreichen' Beziehungen zum Ausdruck kamen. Zum anderen zielt die Untersuchung auf politische Merkmale 'kleiner', bislang wenig beachteter Herrschaftsträger, die direkt an und über Sprach- und Kulturgrenzen hinweg agierten: Neigten die lokalen Eliten im stark fragmentierten und herrschaftlich instabilen Raum Lothringen, Luxemburg und Mosel-Saar angesichts fehlender Machtmonopole und äußerer Hegemonialansprüche zu einer Beziehungsverdichtung? Welche Faktoren waren in diesem spezifischen Fall für eine versuchte Netzwerkbildung ausschlaggebend? Das Projekt leistet einen Beitrag zur übergreifenden Regionalgeschichte eines klassischen Grenzraums sowie zur Methodenbildung innerhalb der historischen Grenzraumforschung, die gerade komplexere, vornationalstaatliche Konstellationen noch nicht abschließend erforscht hat.

Résumé (fr.)

Le projet vise à étudier les notions d’échange entre noblesses dans l’espace frontalier formé par les territoires historiques de l’actuelle Grande Région, sujet qui n’a jamais fait l’objet d’une étude systématique. Tandis que les réseaux transnationaux des noblesses de cour ont fait l’objet de recherches exhaustives, le « cosmopolitisme » des noblesses provinciales, agissant à l’échelle micro-locale, laissent encore en suspens quelques questions: De quelles stratégies politiques, culturelles et linguistiques les collectifs nobles se servaient-ils pour nouer des liens au-delà des frontières? L’absence d’un monopole de pouvoir, privilégiait-il la fusion entre noblesses et l’émergence d’une « terre de métissage » (Motta 2016)? À base de sources relevant de l’histoire locale seront étudiés méthodiquement deux familles exemplaires, leurs pratiques matrimoniales ainsi que d’autres liens dans les terres limitrophes. Le rôle spécifique de la noblesse luxembourgeoise sera d’abord traité à part, puis relié à l’ensemble des transferts culturels franco-germaniques.

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