Probenprozesse in der Oper. Szenarien der Hervorbringung von Wissen über zukünftige Aufführungen

Internally funded project


Start date : 02.05.2018


Project details

Scientific Abstract

In den Forschungen zum Verhältnis von (Theater)Wissenschaft und Theater(kunst) ist die ästhetische Praxis der Oper bislang noch wenig präsent. Dies gilt insbesondere für einen erst in den letzten Jahren in den Fokus der Theaterwissenschaft gerückten Phänomenbereich: den der Probe. Das geplante Forschungsprojekt, das von Bettina Brandl-Risi und Clemens Risi initiiert wurde und an dem ein Team aus Post-Doc und Promovierenden teilnehmen wird, will die Theaterprobe als Bindeglied zwischen den Dimensionen der Inszenierung, verstanden als strategisch entwickeltem Konzeptentwurf, und der sich selbst organisierenden Aufführung innerhalb der ganz eigenen Ausgangsbedingungen unterliegenden Theatergattung der Oper auf die daraus sich ergebenden Strategien der Opernprobe hin untersuchen.Die Untersuchungen konzentrieren sich auf die europäische Opernaufführungspraxis im institutionalisierten Stadt- und Staatstheatersystem, die sich durch ein Festhalten an einem relativ begrenzten Repertoire der immer wieder aufgeführten Werke (einem Kanon) auszeichnet und einer aus dieser Grundkonstellation sich ergebenden Probenpraxis mit einer im voraus festgelegten Zeitspanne der Proben, in denen das Erproben von vor Probenbeginn erarbeiteten Konzepten mit Phasen des ad hoc improvisierenden Ausprobierens abwechseln. 

Die Opernprobe interessiert dabei als Phänomen und kollektive Praxis der Koordination multipler Akteure in einem komplexen Handlungsgefüge, bei dem nicht alle Faktoren der Ausführung in der Konzeptebene der Planung hinreichend erfasst bzw. festgelegt werden können und bei der gerade das Ausprobieren und Einüben von Entscheidungsfindung in Interaktionen notwendig ist und im Zentrum steht, insbesondere solcher Handlungen und Entscheidungen, die auf implizitem bzw. verkörpertem Wissen beruhen.

In einem mehrfachen Zugriff – (1) einem historiographischen, (2) einem auf gegenwärtige Praktiken fokussierten und (3) einem kulturvergleichenden – soll die Opernprobe als paradigmatische Konstellation von unterschiedlichen Wissensbeständen und impliziten theoretischen Annahmen analysiert werden, deren Ziel es ist, Szenarien von Zukunft zu entwerfen und besondere Strategien im Versuch des Eindämmens, aber auch des Zulassens von unknowability, des Ermöglichens des Erscheinens von Emergenz zu entwickeln. Der Frage nach dem dem Phänomenbereich adäquaten Methodenarsenal (im Dialog von theaterwissenschaftlicher Aufführungsanalyse und sozialwissenschaftlichen Ansätzen) soll dabei besondere Aufmerksamkeit zuteil werden.

Für das Forschungsprojekt wurde 2019 eine Anschubfinanzierung der Fakultät eingeworben. Antragstellung bei der DFG soll im September 2019 erfolgen.

Involved:

Contributing FAU Organisations:

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