SYSKON: Re-Konfigurationen von Gesundheit und Krankheit. Ethische, psychosoziale, rechtliche und gesundheitsökonomische Herausforderungen der Systemmedizin

Third Party Funds Group - Overall project


Start date : 01.08.2014

End date : 31.12.2017


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Scientific Abstract

Genomische Faktoren sind für 20-30% der häufigsten soliden Tumore verantwortlich, wobei Aktuelle „-omics“-Analysen das Zusammenwirken genomischer und nicht-genomischer Risikofaktoren und damit die Komplexität von Tumorerkrankungen belegen. Die stetig weiter voranschreitende Identifikation der beteiligten Faktoren und deren komplexer Interaktionen erlauben dabei immer konkretere Prädiktionen der Erkrankungsrisiken und potentieller Krankheitsverläufe.

Für das Mammakrazinom liegen im Vergleich zu anderen Tumorarten die umfangreichsten Daten zu genomischen Faktoren vor. Genomweite Assoziationsstudien (GWAS) und in jüngster Zeit zudem Exomsequenzierungen erlauben einerseits, identifizierte genomische Faktoren unterschiedlichen Risikointensitäten (niedrig, moderat, hoch) zuzuordnen und andererseits, diese Risikofaktoren in ihren verschiedensten Kombinationen für die immer präzisere Bestimmung individueller Erkrankungsrisiken zu nutzen. Mit diesem Schritt hin auf eine tatsächlich individualisierte Medizin erheben sich eine Reihe unterschiedlicher, eng miteinander verzahnter ethischer, psychosozialer, rechtlicher und gesundheitsökonomischer Fragen. So ist bislang ungeklärt, welche Konsequenzen sich aus dieser medizinisch-wissenschaftlichen Entwicklung für den klinischen Alltag ergeben können, ob – und wenn ja: welche – präventiven Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt und bei welchem Risikograd bzw. bei welchem Subtyp und welchem erwarteten klinischen Verlauf nicht nur adäquat und effektiv sind, sondern auch von der Solidargemeinschaft getragen werden sollten bzw. auf welcher rechtlichen Grundlage entsprechende Maßnahmen durchgeführt werden können. Gerade dieser Punkt verweist auf Grund der Steuerungswirkung des Krankheitsbegriffes für das Gesundheitssystem noch einmal deutlich auf die grundlegenden konzeptionellen Fragen, die mit den skizzierten aktuellsten wissenschaftlichen Entwicklungen verbunden sind. Diese aufgezeigten Herausforderungen, nicht zuletzt angesichts der bereits als „Jolie-Effekt“ bezeichneten anhaltend hohen Nachfrage nach Beratung, Prävention und Prophylaxe noch einmal besondere Brisanz gewinnen, werden im hier zur Förderung vorgeschlagenen Verbund am Paradigma des Mammakarzinoms interdisziplinär bearbeitet. Ziel ist dabei, medizinische, psychosoziale, ethische, sozialrechtliche und gesundheitsökonomische benchmarks zu definieren und auf dieser Grundlage eine Matrix zu entwickeln, die als Basis für die gesundheitssystemeische und -politische Steuerung der identifizierten Anforderungen dienen kann.

Für die Bearbeitung dieser Zielstellung steht dem Verbund mit den Daten des Konsortiums Familiärer Brust- und Eierstockkrebs die weltweit größte wissenschaftlich erfasste Kohorte an Risikopersonen für Brust- und Eierstockkrebs zur Verfügung. Hierbei wurden im Rahmen von sowohl Querschnitts- als auch Longitudinalstudien umfangreiche genetische, nicht-genetische und anamnestische sowie prospektive Daten u.a. zur Effektivität verschiedener prophylaktischer und präventiver Maßnahmen erfasst. Diese Daten werden zur Modellierung und Bearbeitung der identifizierten ethischen, psychosozialen, sozialrechtlichen und gesundheitsökonomischen Aspekte herangezogen.

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