Atarneus: Architektur und Urbanistik einer aiolischen Stadt (Atarneus)

Third Party Funds Group - Sub project


Acronym: Atarneus

Start date : 01.11.2016

End date : 31.12.2017

Website: http://www.klassischearchaeologie.phil.fau.de/atarneus/


Overall project details

Overall project

Die hellenistische Polis als Lebensform

Project details

Short description

Der Hügel Kale Ağılı liegt küstennah in der kleinasiatischen Region Aiolis, westlich der hellenistischen Herrscherresidenz Pergamon. Die Siedlung auf dem Hügel lässt sich mit der antiken Stadt Atarneus identifizieren, die aus Inschriften und literarischen Texten sowie von Münzen bekannt ist. Von der Stadt zeugen heute noch oberirdisch sichtbare Befestigungsmauern, Binnenbebauung, Straßenverläufe, verstreute Bauglieder und größere Mengen fragmentierter Keramik. Im Umkreis des Hügels befinden sich zwei größere Nekropolen.

Nach keramisch nachweisbarer Besiedelung seit der späten Bronzezeit wurde die Stadt bis zum 4. Jahrhundert v. Chr. mit zwei Mauerringen befestigt. Von späteren Ausbauprogrammen in hellenistischer oder gar der Kaiserzeit blieb Atarneus dagegen unberührt. Im 1. Jahrhundert n. Chr. gab man die Siedlung auf dem Hügel schließlich ganz auf. Die Biographie von Atarneus scheint damit komplementär mit der des nahegelegenen Pergamon verbunden zu sein, das zur selben Zeit zu einem Zentrum der hellenistischen Welt und im griechischen Osten des römischen Reiches aufstieg. Erst im 12. Jahrhundert n. Chr. wurden Teile des Stadtgebietes vorübergehend wieder besiedelt und architektonisch restrukturiert. Eine neuzeitliche Überbauung hat es jedoch nicht gegeben. So bietet die spezifische Erhaltungssituation von Atarneus neben der Möglichkeit einer diachronen Betrachtung die seltene Chance, die urbanistische Struktur einer frühhellenistischen Stadt als großflächige Momentaufnahme in den Blick zu nehmen: eine Phase, die in vielen anderen griechischen Städten durch kontinuierliche Weiternutzung und Überformung in der Regel massiv überlagert wurde.

Erste kurze Begehungen und punktuelle Grabungen auf dem Kale Ağılı fanden bereits Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts durch Alexander Conze, Gaston Darier, Wilhelm Dörpfeld, Habbo Gerhard Lolling, Hugo Prinz, Gerhart Rodenwaldt, Paul Schazmann und Carl Schuchhardt statt. Schuchhardt legte auch einen ersten Übersichtsplan zu Atarneus vor. Später fanden nur noch kursorische Begehungen des Hügels im Zuge landeskundlicher Studien statt, so durch John Manuel Cook und Josef Stauber. Zwischen 2006 und 2012 wurden die oberflächlich sichtbaren Befunde auf und um den Kale Ağılı im Rahmen des Surveyprojektes „Die Chora von Pergamon. Landstädte, Dörfer und Gehöfte in der Chora des hellenistischen Pergamon“ schließlich umfassend dokumentiert und kartiert. Das Projekt stand unter der Leitung von Martin Zimmermann vom Historischen Seminar der LMU München und war Teil des DFG-Schwerpunktprogramms 1209 „Die hellenistische Polis als Lebensform“. Vorläufige Ergebnisse aus diesen Kampagnen wurden in mehreren Vorberichten und Aufsatzbeiträgen publiziert.

Am Institut für Klassische Archäologie der FAU Erlangen wird nun die monographische Publikation der architektonischen Befunde im Stadtgebiet von Atarneus erarbeitet. Die zahlreichen oberirdisch dokumentierten Architekturreste werden systematisch ausgewertet und auf ihrer Grundlage erstmals eine umfassende Stadtgeschichte von Atarneus geschrieben: Zu analysieren sind Chronologie, Bautechniken und die städtebaulichen Prämissen und Konsequenzen, unter denen die Befestigungsmauern, Diateichismata, Terrassierungen, Wegeführungen und Binnenbebauung angelegt und ausgebaut wurden. Ein vergleichender Blick ist dabei auf die Architektur und Urbanistik weiterer Städte in der Region zu werfen. Parallel zur Auswertung der architektonischen Befunde von Atarneus werden die Keramikfunde durch Dr. Güler Ateş (Universität Manisa; Pergamon-Grabung) bearbeitet. Die Publikation ist in der Reihe „Altertümer von Pergamon“ vorgesehen.

Scientific Abstract

Der Hügel Kale Ağılı liegt küstennah in der kleinasiatischen Region Aiolis, westlich der hellenistischen Herrscherresidenz Pergamon. Die Siedlung auf dem Hügel lässt sich mit der antiken Stadt Atarneus identifizieren, die aus Inschriften und literarischen Texten sowie von Münzen bekannt ist. Von der Stadt zeugen heute noch oberirdisch sichtbare Befestigungsmauern, Binnenbebauung, Straßenverläufe, verstreute Bauglieder und größere Mengen fragmentierter Keramik. Im Umkreis des Hügels befinden sich zwei größere Nekropolen.

Nach keramisch nachweisbarer Besiedelung seit der späten Bronzezeit wurde die Stadt bis zum 4. Jahrhundert v. Chr. mit zwei Mauerringen befestigt. Von späteren Ausbauprogrammen in hellenistischer oder gar der Kaiserzeit blieb Atarneus dagegen unberührt. Im 1. Jahrhundert n. Chr. gab man die Siedlung auf dem Hügel schließlich ganz auf. Die Biographie von Atarneus scheint damit komplementär mit der des nahegelegenen Pergamon verbunden zu sein, das zur selben Zeit zu einem Zentrum der hellenistischen Welt und im griechischen Osten des römischen Reiches aufstieg. Erst im 12. Jahrhundert n. Chr. wurden Teile des Stadtgebietes vorübergehend wieder besiedelt und architektonisch restrukturiert. Eine neuzeitliche Überbauung hat es jedoch nicht gegeben. So bietet die spezifische Erhaltungssituation von Atarneus neben der Möglichkeit einer diachronen Betrachtung die seltene Chance, die urbanistische Struktur einer frühhellenistischen Stadt als großflächige Momentaufnahme in den Blick zu nehmen: eine Phase, die in vielen anderen griechischen Städten durch kontinuierliche Weiternutzung und Überformung in der Regel massiv überlagert wurde.

Erste kurze Begehungen und punktuelle Grabungen auf dem Kale Ağılı fanden bereits Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts durch Alexander Conze, Gaston Darier, Wilhelm Dörpfeld, Habbo Gerhard Lolling, Hugo Prinz, Gerhart Rodenwaldt, Paul Schazmann und Carl Schuchhardt statt. Schuchhardt legte auch einen ersten Übersichtsplan zu Atarneus vor. Später fanden nur noch kursorische Begehungen des Hügels im Zuge landeskundlicher Studien statt, so durch John Manuel Cook und Josef Stauber. Zwischen 2006 und 2012 wurden die oberflächlich sichtbaren Befunde auf und um den Kale Ağılı im Rahmen des Surveyprojektes „Die Chora von Pergamon. Landstädte, Dörfer und Gehöfte in der Chora des hellenistischen Pergamon“ schließlich umfassend dokumentiert und kartiert. Das Projekt stand unter der Leitung von Martin Zimmermann vom Historischen Seminar der LMU München und war Teil des DFG-Schwerpunktprogramms 1209 „Die hellenistische Polis als Lebensform“. Vorläufige Ergebnisse aus diesen Kampagnen wurden in mehreren Vorberichten und Aufsatzbeiträgen publiziert.

Am Institut für Klassische Archäologie der FAU Erlangen wird nun die monographische Publikation der architektonischen Befunde im Stadtgebiet von Atarneus erarbeitet. Die zahlreichen oberirdisch dokumentierten Architekturreste werden systematisch ausgewertet und auf ihrer Grundlage erstmals eine umfassende Stadtgeschichte von Atarneus geschrieben: Zu analysieren sind Chronologie, Bautechniken und die städtebaulichen Prämissen und Konsequenzen, unter denen die Befestigungsmauern, Diateichismata, Terrassierungen, Wegeführungen und Binnenbebauung angelegt und ausgebaut wurden. Ein vergleichender Blick ist dabei auf die Architektur und Urbanistik weiterer Städte in der Region zu werfen. Parallel zur Auswertung der architektonischen Befunde von Atarneus werden die Keramikfunde durch Dr. Güler Ateş (Universität Manisa; Pergamon-Grabung) bearbeitet. Die Publikation ist in der Reihe „Altertümer von Pergamon“ vorgesehen.

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